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Artikel des Monats August 2012: Massage - Der schönste Weg, sich die Finger schmutzig zu machen!

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Beitrag von *Isafold* Fr Aug 10 2012, 19:25

Mit diesem Artikel mag ich euch einen kleinen Einblick in die Welt der Manuellen Therapien verschaffen. Euch ermutigen, selber Hand anzulegen und euer Pferd besser kennen zu lernen. Leichte Massagen, die einfach nur Entspannung und Wohlbefinden verschaffen, sind von Jedermann auszuführen. Auch wir geniessen die Massage unseres Partners, auch wenn dieser kein Ausgebildeter Physiotherapeut ist Zwinker

Aber ACHTUNG: Das hier erklärte ersetzt weder Tierarzt noch fähigen Physiotherapeuten/ Osteopathen. Falls ihr auf schwerwiegenede Verspannungen bei eurem Pferd stossen solltet, kontaktiert bitte einen Fachmann. Schwere Verspannungen deuten nicht selten auf größere Blockaden, Muskelstörungen, Fehl- und Schonhaltungen hin. Lasst das bitte abklären!

Und liebe Stutenbesitzer: Eure Mädels können auch manchmal etwas überreagieren. Besonders, wenn es an die Kruppe und die Hinterhand geht. Passt da bitte ein wenig auf. Bei tragenden Stuten verzichtet bitte auch Massagen im Lendenbereich,Kruppe und hinteren Rücken. Wenn ihr eurer werdenden Mama was gutes tuen wollt, dann massiert den Kopf und Hals.

Das erste mal...

Eure Ausrüstung:
- Zieht euch bitte festes Schuhwerk an! Ihr braucht guten Halt am Boden und falls euer Pferd doch einen Hüpfer machen sollte, sind eure Füße in festen Schuhen besser aufgehoben als in kleinen Sandalen.
- Euer Pferd trägt am besten ein gut sitzendes Halfter mit einem ausreichend langen Strick.

Der Ort:
- sucht euch einen ruhigen Platz zum massieren. Die Stallgasse zur nachmittäglichen Rush-hour ist eher ungeeignet.
- Bindet euer Pferd nicht an! Es kann zu plötzlichen Schmerzreaktionen kommen bei denen das Pferd sich durchaus schonmal ins Halfter hängen kann. Sucht euch einen Helfer zum halten oder lasst euer Pferd am Langen Strick /Bodenarbeitsseil frei stehen. Legt den Strick so über den Pferderücken, das er immer Griffbereit liegt.
- gerade bei größeren Pferden empfielt sich etwas zum Draufklettern. ein kleiner Hocker, Strohballen oder stabile Putzkiste.

JETZT GEHTS LOS!

Kurz noch vorweg: Ich werde hier nicht speziell auf jeden einzelnen Muskel, seinen Aufbau und seiner Eigenschaften eingehen. Das würde den Rahmen sprengen. Grundsätzlich könnt ihr am ganzen Pferd massieren und kneten. Allerdings habe ich euch ein paar Muskeln und Stellen rausgesucht, an denen es die Pferde besonders gerne haben, bzw. gerne mal zu Verspannungen neigen.

Massagetechnicken:

Ausstreichungen: Mit den Austreichungen beginnt und endet die Massage. Ihr gleitet mit der ganzen, flachen Hand den Muskel entlang. Arbeitet Anfangs immer mit leichtem Druck, wenn ihr merkt das euer Pferd in der Massage "angekommen" ist, könnt ihr den Druck erhöhen. Atmet tief und ruhig und arbeitet mit beiden Händen. Wenn eine Hand die Ausstreichung beendet hat, setzt die nächste am Ausgangspunkt an. Steicht immer mit der Muskelrichtung und mit dem Fell. Eine Variante ist die Fingerausstreichung. Hierbei sind die Finger leicht abgespreizt und gleiten mit Druck über den Muskel.

Verwindung: Diese Technik eignet sich besonders für die Rücken/Kruppenmuskulatur und für den Mähnenkamm. Legt beide Hände auf den Muskel. Nun werden die beiden Händer gegeneinander bewegt. Eine Hand runter, andere Hand hoch. Bzw. am Mähnenkamm die eine Hand wird zu einem hingezogen, die andere wird weggeschoben. (Das könnt ihr wunderbar an der Schulter eures Zweibeinigen Partners üben Zwinker )

Zirkelungen und direkter Druck hier geht es um punktuelle Verspannungen oder auch, um Stresspunkte zu aktivieren. Die leichten Zirkelungen werden mit einzelnen Fingern ausgeführt. Dafür sucht man sich den Punkt und fährt dann mit steigendem Druck in leichten Kreisen darüber. Der direkte Druck kann auch mit vollem Körpereinsatz gefragt sein. Beispielsweise an der Schulter oder an der Kruppe. In diesem Falle nutzt man die ganze Faust oder den Ellenbogen.

Macht zwischendurch immer wieder Ausstreichungen, um dem Muskel eine Pause zu gönnen. Massiert zu werden ist anstrengend. Vergesst auch das Atmen nicht! Versucht, einen guten Atmenrhytmus zu finden, das entspannt euch und das Pferd.

Euer Pferd zeigt euch sein Wohlbefinden an durch:
-kauen
-Kopfsinken
-abschnauben
-gähnen
-lecken
-geschlossene Augen

Abwehrreaktionen können unter anderem sein:
-wegspringen
-Muskelzittern
-Kopf hoch reissen
-Rücken wegdrücken
-Der Muskel verspannt sich unter euren Fingern
-Schweifschlagen
-beissen, Treten

Jetzt gehts aber wirklich los:

Euer Pferd ist an einem Ruhigen Ort geparkt und auch ihr seid Startklar. Schaut euch als erstes euer Pferd genau an: Könnt ihr schon so unregelmäßigkeiten Feststellen? Macht euer Pferd einen entspannten oder verspannten Eindruck?
Dann beginnt damit, euer gesamtes Pferd mit ruhigen Bewegungen abzustreichen. Konzentriert euch auf diese Berührung. Was Passiert mit den Muskeln unter euren Fingern? Sind sie hart und verspannt? Oder geben sie auf leichten Druck nach und sind beweglich und weich? Stoßt ihr auf wärmere Stellen? Oder kalte? Wie reagiert euer Pferd auf eure Hände? Zeigt es Abwehrreaktionen? Wenn ja, fühlt an dieser Stelle besonders gut hin, merkt ihr Unterschiede?

Nach diesem Abtasten werdet ihr bestimmt schon den ein oder anderen Muskel gefunden haben, bei dem sich eine Massage lohnt.

Ich fange einfacherhalber mal vorne an.
Zur kleinen Orientierung: Hier nochmal ein paar Muskeln. Ich hab euch mal die "wichtigen" rausgeschrieben
Artikel des Monats August 2012: Massage - Der schönste Weg, sich die Finger schmutzig zu machen!  Muskeln
*entnommen Stresspunktmassage nach Jack Meagher*
1. Kaumukulatur 5. Kopf-Arm-Muskel
7.Trapezius18. 19. Breiter Rückenmuskel
19.b] Rückenfaszie. Bedeckt den Langen Rückenmuskel
[b]20.
großer/schiefer Bauchmuskel

Der Kopf: Hier geniessen die meisten Pferde eine Massage sehr. Die kann man auch einfach mal zwischendurch machen. Vor dem Aufhalftern, zur Begrüßung, beim wieder auf die Wiese stellen, vor dem Auftrensen,etc...
Streicht mit euren Fingern sanft über die Kaumuskeln an den Ganaschen. Ruhig beide Seiten gleichzeitig. Wer mag, kann sich hierbei gerne die Pferdekopf auf die Schulter legen (falls das Pferd ist groß genug). Anschliessend legt eure Hände oberhalb der Augen ab und widmet euch dem Schläfenmuskel. Dazu massiert ihr nun mit dem Daumen auf der Stirn Richtung Ohren. Wenn ihr mögt, könnt ihr auch die Maulspalte, die Nüstern oder auch das Zahnfleisch massieren. Wenn ihr das vor dem Reiten macht könnte es danach zu einen A-HA-Erlebnis beim reiten kommen Zwinker

Das Genick Hier ist oftmals schon die erste Großbaustelle erreicht. Hier solltet ihr mit mittlerem Druck arbeiten können, OHNE das euer Pferd eine Abwehrreaktion zeigt. An dieser Stelle entstehen die meisten Schwierigkeiten in der korrekten Anlehnung, Stellung und Biegung. Massiert mit sanften, Punktuellen und kreisendem Druck. Passt die Druckstärke eurem Pferd an. Fangt leicht an und steigert den Druck erst langsam.

Der Halsbereich Die meisten Pferde lieben Verwindungen am Mähnenkamm. Îhr könnt das den ganzen Mähnenkamm entlang machen. Einen besonderen Augemerk solltet ihr noch auf den Kopf-Arm-Muskel haben. Dieser ist meistens recht verspannt und freut sich über lockerung.

Der Trapezius: auch dieser Muskel ist oftmals durch schlecht passende Sättel sehr verspannt und schlecht ausgebildet. Ihr findet ihn links und rechst vom Wiederrist und noch ein Stück den Hals hinauf. Streicht erst sanft über den Muskel. Anschliessend übt ihr mit eurem Daumen leichten Druck lins/rechts am/neben dem Wiederrist aus. Hier sitzen so genannte "Stresspunkte" diese gilt es zu entstressen. Viele Pferde zeigen hier ein deutliches unbehangen. Arbeitet mit leichtem Druck weiter, bis das Pferd sich entspannt. Arbeitet euch so den Wiederrist entlang. Danach wieder den ganzen Muskel kräftig ausstreichen.

Die Rückenmuskulatur Hier könnt ihr auch wieder wunderbar mit Ausstreichungen arbeiten. Mit der ganzen hand oder aber auch mit den Fingern. Streicht dazu zuerst neben der Wirbelsäule entlang. Später könnt ihr auch von oben nach unten und wieder zurück arbeiten (Hände liegen auf dem Rücken, gleiten runter zum Bauch und wieder zurück)

Die Lende schon wieder so ein Knackpunkt. Hinter Verspannungen in der Lende verbergen sich oftmals größere Baustellen. Unpassender (zu langer) Sattel, ein Beckenschiefstand oder Probleme im Kreuz-Darmbeingelenk sind keine Seltenheit. Auch ist oftmals die tiefere Beckenmuskulatur betroffen. Sehr gerne ist auch der Lange Rippenmuskel hart und verspannt. Hier kann man mitunter eine richtig harte Kante fühlen. Da dieser Muskel u. a. für die Biegung zuständig ist, sind hier Probleme vorprogrammiert. Auch hier gibt es einen guten, leicht zu findenden Stresspunkt: Auf dem Muskel, zwischen Hüfthöcker und letzter Rippe, ca, 10 cm unterhalt der Wirbelsäule. Auch hier mit Punktuellem, leicht zirkelnden Druck arbeiten. Den langen Rückenmuskel im Lendenbereich könnt ihr Ausstreichen und mit kräftigen punktuellem Druck (evtl mit dem Ellenbogen) behandeln.

Der Motor des Pferdes, die Hinterhand. Hier könnt ihr euch so richtig austoben. Drückt, knetet und streicht, was das Zeug hält. Geht ruhig das ganze Hinterbein hinunter. Versucht auch mal, an die Innenseite der Oberschenkel zu kommen. Hier sitzt ein wichtiger "Arbeiter" für die Seitengänge. Achtet vorallem an der oberen Kruppenmuskulatur auf Schmerzen bei eurem Pferd. Es wäre nicht das erste, das hierbei in die Knie geht.

Zum Schluss noch eine kleine Exkursion zum Thema Stresspunkte. Es gibt ca 30 Stresspunkte am Pferd. Diese ziehen sich über das gesamte Pferd und sind mal mehr mal weniger aktiv. Nutzt für diese Behandlung den Punktuellen Druck mittels Daumen oder Mittel/Zeigefinger. Fangt wieder mit leichtem Druck an und steigert das ganze langsam. Auch könnte ihr ruhige, kreisende Bewegungen auf diesen Punkten ausführen. Haltet den Druck, bis das Pferd sich deutlich entspannt. Anschliessend massiert den gesamten Muskel.

Artikel des Monats August 2012: Massage - Der schönste Weg, sich die Finger schmutzig zu machen!  Stresspunkte
*entnommen Stresspunktmassage nach Jack Meagher*
SP 1 Rectus Capitis Lateralis, aktiv bei Genickproblemen, Zügel aus der Hand reißen oder häufigem Verwerfen.
SP 2 Brachicephalicus/ Kopf-Arm-Muskel der "verspannte Unterhals" , aktiv, wenn z.B. bei Wendungen und Biegungen wiedersetzlichkeiten auftreten. Hier kann man sehr gut den Muskel zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen.
SP 4 5 6 Trapezius oftmals aktiv durch zu engen Sattel. Liegen seitlich neben dem Wiederrist
SP13 Longissimus Dorsi, der lange Rückenmuskel.
Sp 14 Der lange Rippenmuskel. Hier reagieren besonders die Pferde, mit Lendenproblemen. Bei einigen sieht man die Verspannung auf einen Blick, da dieser Muskel wie ein Brett rausstehen kann.

So und nun: Ran ans Pferd! Ich wünsche euch viel Spaß!



*Isafold*
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