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Artikel des Monats August 2011: Der Einfluss des Ichs auf das Wir

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Beitrag von Floke So Jul 31 2011, 20:56

Der Einfluss des Ichs auf das Wir oder Der Spiegel meiner Seele

„Hop hop hop, Pferdchen lauf Galopp. Über Stock und über Steine ...“
Die anderen Turnierteilnehmer drehen sich schockiert nach mir um, wenn ich mit meiner Stute am langen Zügel singend an ihnen vorbei galoppiere.
Sprechen ist vor allem in der Dressur verpönt, singen wird sowieso als komplett irre abgetan. Das Pferd anschrein, es mit Gerteneinsatz zur Vernunft bringen und mit harten Zügelzügen in den Rückwärtsgang zu schieben scheint allerdings Alltag zu sein.

Doch warum singe ich eigentlich in unserer kurz bemessenen Vorbereitungszeit?
Ein Wettkampf wirkt sich naturgemäß spannend auf uns aus. Zittrige Knie, ein flauer Magen, vielleicht sogar Durchfall. Viele unangenehme Symptome treten kurz vor der großen Minute auf und wollen so schnell nicht mehr weg gehen und dann ... dann spinnt auch noch dieses verdammte Pferd.
Hierzu will ich gerne meine Mutter zitieren, die so treffend zu mir sagte:“Kind, lass die Stirn locker und lächle, dein Pferd hat schon Falten im Gesicht!“

Der Takt von dem oben genannten Kinderlied passt perfekt in den Galopp, veranlasst zum gleichmäßigen und tiefen Atmen und verhindert jegliche negative Spannung im Körper. Singen mit angespanntem Gesicht ist schlichtweg unmöglich.
Mit dieser einfachen Art verhindere ich also, dass mein Pferd an Turnieren meine unbeherrschte Gefühlsregung übernimmt, sorge dafür, dass wir uns beide entspannen und habe zu 95% weniger Kommunkationsstörungen und somit weniger Fehler in den Lektionen. Kurz: Meine Stute schnaubt nach wenigen Minuten ab und bitte geradezu um die nächsten Aufgabe.
Ein Tip den ich meinen Schülern immer mitgebe, den aber nur die wenigsten auch einsetzen, wenn ich sie nicht dazu zwinge. Singen am Pferd – ist schließlich irre.

Doch Pferde sind äußerst feinfühlige Lebewesen, die unsere Gefühle meistens schon kennen, bevor wir uns derer selbst bewußt sind und genau das sollten wir uns öfter vor Augen halten. Zuoft werden unsere „Partner“ bestraft, bevor wir uns selbst eigentlich im Klaren darüber sind was wir in diesem Augenblick denken oder fühlen, genau das ist aber die Vorraussetzung für ein harmonisches Miteinander.

Um das anschaulicher zu präsentieren möchte ich gerne, dass man sich das zappelige Pferd am Putzplatz vorstellt und genau hinsieht. Sieht man da nicht plötzlich einen schlechtgelaunten Chef, den nörgelnden Partner, den Stau auf der Autobahn oder das Auto, dass schon wieder irgendeinen ungewissen Fehler hat?
Und pflegt der dazugehörige Reiter die Beziehung zu seinem Pferd durch eine ausgiebige Krabbelei und intensiverem Putzen an den Lieblingsstellen oder staubt er in Wahrheit nur ab?
Und im 4-Eck spannt der dumme Gaul schon wieder den Rücken an und die Lösungsphase scheint sich schier unendlich hinauszuziehen. Doch wo befindet sich der Reiter? Sieht man da bei genauerem hinschaun ein Bein in der Lösungsphase und das andere bei den neuesten Lektionen?

Unsere Partner werden viel zu oft für Dinge zur Verantwortung gezogen, die sie nicht einmal verstehen und die in ihrem Weltbild keinen Platz haben. Doch Pferde sind verständnisvoll, offen und großherzig und werden jede Entschuldiung dankend annehmen.

Wir sollten uns daher viel öfter die Zeit nehmen unseren Kopf zu suchen und ihn dahin zu setzen wo er uns wirklich weiter bringt: direkt zum Herz.
Floke
Floke

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