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Artikel des Monats März 2011: Der Hufbeschlag

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Beitrag von Marlene Sa März 05 2011, 08:38

Der Hufbeschlag - Entstehung und Nutzen aus huforthopädischer Sicht

Entstehung

Mit der Nutzung des Pferdes vom Fleischlieferanten zum militärischen Transportmittel wurde Wert auf die Erhaltung der Hufe gelegt.
Schon im 14.Jahrhundert vor Christus sind Umwicklungen von Hufen überliefert.
Ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert sind Flechtsandalen, die ersten Hufschuhe, bekannt.
Diese waren zum Teil mit Eisensohlen ausgestattet.
Von Herodot wird uns aus dem 5. Jahrhundert vor Christus überliefert, daß Steppenvölker über gefrorene Flüsse galoppieren konnten.
Die Skythen, ein antiker Volksstamm mit Siedlungsgebiet am Schwarzen Meer, kannten genagelte Schmuckbänder an den Hufen.
Es ist anzunehmen, daß sie Nägel in die soleare Hufwand einsetzten, um über einen Gleitschutz zu verfügen, der ihnen einen unschätzbaren militärischen Vorteil brachte.
Verbindet man nun diese beiden Erfindungen miteinander, hat man ein genageltes Eisen. Dies ist wohl zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung geschehen. Im 6. Jahrhundert wird der Hufbeschlag in der Schrift über die Kriegskunst vom byzantinischen Kaiser Justinian I (von 527 – 565 nach Christus) zum ersten Mal erwähnt. Auch wenn am Anfang die Eisen nur unmittelbar vor einem Sturmangriff aufgeschlagen wurden, sind ab im 9. Jahrhundert in seinem Buch der Taktik vom griechischen Kaiser Leo VI. ausführlich das Vorgehen beim Beschlagen beschrieben worden.
Damit war es möglich das Pferd als Eroberungswaffe zu nutzen und auf harten Böden und ausgefahrenen Wegen große Entfernungen zu überbrücken, ohne daß der Huf bedrohlichen Schaden genommen hat.
Die Art der Benagelung hat sich bis in die heutige Zeit nicht mehr wesentlich verändert. Schon damals wurde der Hufnagel schräg zur Aussenseite durchgeschlagen und auf der Hufwand umgebördelt.

Die ersten eisernen Hufsohlen sollten die Pferde vor Fußangeln schützen und wurden nur unmittelbar vor einem Sturmangriff angelegt.
In späterer Zeit kam zum Schutz der Hufe mit Entwicklung der hohen Schule im 14.Jhd. noch eine eigenständige Kampftechnik hinzu. Hierbei hatten beschlagene Hufe eine größere Durchschlagskraft, als unbeschlagene.
Mit Aufkommen von Söldnerheeren traten Adlige als Führer von militärischen Einheiten mit beschlagenen Pferden auf.
Das aufstrebende Bürgertum nutzte das Hufeisen als Statussymbol. Ein beschlagenes Pferde war schon von weitem zu hören.
Artikel des Monats März 2011: Der Hufbeschlag Tabell11

Nutzen des Beschlages

Vernachlässigt man die rein militärische Nutzung des Pferdes stellt man fest, daß die ersten Eisenbeschläge noch Schäden in der Sohle verhindern sollten. Dies änderte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr zum Schutz und der Verstärkung der Hufwand.
Der Beschlag soll ein übermäßigen Abrieb der Hufwand verhindern, er soll als Gleitschutz dienen, den Tastsinn einschränken und für orthopädische Maßnahmen eingesetzt werden.
Die Überwiegende Anzahl der Pferde heute sind Sport- und Freizeitpferde.
Beleuchtet man die Gründe aus heutiger Sicht erkennt man, daß ein Sport oder Freizeitpferd heute kein Laufpensum von 50-70km pro Tag über mehrere Wochen hat.
Der Gleitschutz von Eisenbeschlag wird von der Schmiedeinnung selbst widerlegt, so werden Kunststoffbeschläge abgelehnt, weil eben keine ausreichende Gleitfähigkeit vorhanden sei.
Dafür werden Stollen in den Beschlägen eingeschraubt, um ein Ausrutschen zu verhindern.
Der Tastsinn der Hufe verhindert ein rücksichtsloses Laufverhalten der Pferde über alle Böden.
Durch die Verformbarkeit und Anpassungsfähigkeit des Eisens können Stellungsfehler der Extremitäten ausgeglichen werden.

Unter den Bedingungen vor ca. 1500 Jahren war Eisen die beste Materialwahl.
Eisen war gut anzupassen, abriebfest und haltbar anzubringen. Die Nutzung hat sich in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts vom militärischen über das zivile Transportmittel hin zum Freizeitpferd verändert. Daher sind Anforderungen wie Abriebschutz nicht mehr in erster Linie zu berücksichtigen. Dagegen spielt das Gewicht des Eisenbeschlags bei arthritischen Veränderungen durch Überdehnung der Gelenke und des Sehnen- und Bänderapparates eine wesentliche Rolle. Pferde werden heute weniger als Fleischlieferant genutzt als noch vor 60 Jahren.
Daher sollen sie gesund älter werden.
Kunststoffe können bei geringerem Gewicht mit der Festigkeit von Eisen konkurrieren.
Auch in Kuststoffbeschläge können Stollen und Stifte eingeschraubt werden.
Auch Kunststoffe verfügen über eine gewisse Gleitfähigkeit.
Kunststoff kann an die Eigenschaften von Naturhorn angepasst werden.
Der Tastsinn kann auch bei Kunststoffbeschlägen eingeschränkt werden.
Aufgrund des geringeren Gewichtes kann der Hufnagel schlanker sein, und weniger Schaden am Hufhorn verursachen.
Kunststoffbeschläge gibt es seit ca. 1880, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert war die Entwicklung soweit,
daß Kunststoffe Eisenwerkstücke ersetzen konnten. Man vergleiche den Karosseriebau und die Luft- und Raumfahrttechnik.
Gegen den Eisenbeschlag spricht der Kälteeintrag in das stark durchblutete Organ Huf.
Bei Kälte verengen sich die Kapillaren, dadurch kommt es zu einer verminderten Nährstoffversorgung im Huf.
Artikel des Monats März 2011: Der Hufbeschlag Img_3511
Das harte unelastische Eisen gibt Schläge an den Huf und die Gelenke verstärkt ab, den sogenannten Klirreffekt.
Das Gewicht der Eisen dehnt die Gelenkspalten. Dies führt zu einer größeren Anfälligkeit für arthritische Erkrankungen.

Nur an einem gesunden Huf kann ein Beschlag erfolgen. Um Stellungsfehler oder Defekte auszugleichen, muß man die Hornstruktur verändern.
Dies geht nur am Barhuf.
Marlene
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