Re: Artikel im Juli - Lebenswert

von Fellnase Mo Jul 04 2011, 00:06

Das Gebet eines Pferdes

Herr, gib mir zu fressen, gib mir zu trinken und sorg für mich

Und wenn des Tages Arbeit getan ist, gib mir ein Obdach, ein sauberes Lager
und einen nicht zu kleinen Platz im Stall.

Rede mit mir, denn oft ersetzt mir Deine Stimme die Zügel.

Sei gut zu mir und ich werde Dir noch freudiger dienen und Dich gern haben.

Reiß nicht an den Zügeln, und greif nicht zur Peitsche, wenn es aufwärts geht.

Schlage und stoße mich nicht, wenn ich Dich mißverstehe, sondern gib mir die Zeit Dich zu verstehen.

Halte mich nicht für ungehorsam, wenn ich Deinen Willen nicht erfülle.
Vielleicht sind Sattelzeug und Hufe nicht in Ordnung.

Prüfe meine Zähne, wenn ich nicht fressen mag, vielleicht tut mir ein Zahn weh. Du weißt wie das schmerzt.

Halftere mich nicht zu kurz und kupiere meinen Schweif nicht, er ist die einzige Waffe gegen die Fliegen.

Und wenn es zu Ende geht, geliebter Herr, wenn ich Dir nicht mehr zu nutzen vermag, lasse mich bitte nicht hungern und frieren und verkaufe mich nicht.
Gib mich nicht an einen anderen Herrn, der mich langsam zu Tode quält und mich verhungern läßt, sondern sei so gut und bereite mir einen schnellen barmherzigen Tod.

Gott wird es Dir lohnen, hier und in Ewigkeit.

Laß mich dies von Dir erbitten und glaube nicht, daß es mir an Ehrfurcht gebricht, wenn ich es in dessen Namen tue, der in einem Stall geboren ist.

Amen

von Floke Mo Jul 04 2011, 19:13

Ich musste Gott-sei-Dank die Entscheidung nie selbst treffen. Habe aber leider schon anderen dabei zusehen müssen.

Bei Pferden, die aufgrund verschiedenster länger andauernder Leiden (nicht Alter) eingeschläfert werden musste, muss ich allerdings sagen, dass man es ihnen ansah.
Fast war es so, als würden sie darum bitten endlich gehen zu dürfen.

Aber als Besitzer die Entscheidung zu treffen ist schwer. V.a. wenn es immer weider TÄ gibt, die anscheinend für alles ein Pulver haben und sich nicht trauen zu sagen: Es wäre jetzt so weit.
Meistens ist es leider ein: Wenn das nicht geht... - Was allerdings für verzweifelte Besitzer immer noch eine Entscheidungsmöglichkeit offen lässt.

von Nedserd Mo Jul 04 2011, 20:21

Wenn mein Pferd krank wird und mir ein Tierarzt rät es einzuschläfern werde ich mir definitiv noch eine 2. und 3. Meinung einholen und warscheinlich noch in eine Klinik fahren.
Alles was man behandeln kann oder eine Chance auf Besserung verspricht werde ich versuchen.
Ich werde mein Pferd definitiv nicht kampflos aufgeben und ich denke mein Pferd würde auch kämpfen, wenn er mir das Gefühl gibt das er nicht mehr will werden die wir auch den letzten Weg gemeinsam bestreiten.
Dennoch würde ich mir wünschen das es die Natur selber klärt...

von azgirl Mo Jul 04 2011, 22:10

Als mein Mustang JoDippy mit chronischer Laminitis erkrankte setzte ich alles Moegliche ins Spiel um das Pferd zu retten .
Eine unmenge an $$$$$$, viele verschiednen TA ( auch international ), ging durch viele Schmiede und verschiednen Methoden.
Jeder sagte mir: " Das bekommen wir schon wieder hin ".
Durch 1 1/2 Jahren in dem es gute aber auch sehr schlechte Tage gab , fragte ich mich mich andauernd ob ich ueberhaupt das richtige fuer das Pferd tue.
Wie gesagt , die QUALIFIZIERTEN FACHLEUTE, versprachen mir es wird alles gut werden.
Am Ende schien es auch wirklich wieder Bergauf zu gehen .
Der Fuss mit der Laminitis , der P3 hatte eine 26 % Rotation, fing wieder an sich an der Hufwand zu befestigen und normal auszuwachsen. Ich hatte mich noch nie ueber etwas sooo gefreut .
Leider brach dann ganz ueberraschend der P3 am anderen Bein fast durch den Hufboden.
Ich holte TA & Schmied, sagte ihnen dass ich sie BEIDE zusammen sofort brauche.
Ich wusste welche harte Entscheidung ich zu treffen hatte, wollte aber dennoch eine Diagnose der beiden haben.
Wir stimmten alle ueberein , mein JoDippy wurde eingeschlaefert.
Ich glaube auch wenn sie nicht meiner Meinug gewesen waeren, ich haette ihn erloessen lassen.
Das Pferd hat genug gelitten und ich mach mir da heute noch Vorwuerfe darueber.

Sehe Dinge heutzutage etwas mehr kritischer.
Eine Freundin hatte mich mal " Kaltblutig " genannt, weil ich meinen Ihrish Wolfhound hab einschlaefern lassen , ( er konnte mit seinen 6 Jahren nicht mehr laufen, war hinten gelaehmt ).
Sie sagte du koenntest ihm doch Globulis geben , ihm ein Gestell bauen usw.

Ich bin Diejenige die die Tiere angeschafft hat, ich habe DIE VERANTWORTUNG ueber dieses Tier.
Nein... ich will nicht Gott spielen... aber ich lass kein Tier leiden ... nur damit ICH nicht leiden oder trauern muss.
Sowas sollte einem Bewusst sein wenn man sich ein Tier zulegt.

von blondie Di Jul 05 2011, 09:43

Sehr wahre Worte Azi ...

von lillyfee Mi Jul 13 2011, 19:33

Meine Stute Lilly war erst 15 Jahre alt, als sie an einer Hufgelenksentzündung erkrankte. Sie musste ein dreiviertel Jahr stehen, durfte nur im Schritt geführt werden, wurde mehrmals gespritzt mit Hyaloronsäure. Es war total traurig mit anzusehen, wie sich das sonst so liebe Tier in seinem Wesen veränderte. Dann durften wir langsam nach Plan wieder antrainieren, ein paar Wochen ging alles gut, der erste unkontrollierte Galopp auf die Weide brachte den Rückfall, schlimmer als vorher. Die Einschätzung des Tierarztes war dann, dass Lilly nie mehr schmerzfrei auf der Wiese rumlaufen kann. Der TA hat sehr offen gesprochen und die Option "Pferdehimmel" eröffnet. Zunächst hätten wir nochmals wieder Monate Stehen im Stall gehabt, was die Stute ja schon beim ersten Mal nur sehr schlecht toleriert hat. Ich habe dann ein Paar Tage intensiv nachgedacht und entschieden, dass ich Lilly weiteres Leiden und Stress ersparen wollte, die Entscheidung war schwierig, ich habe sie nach reiflicher Überlegung nach bestem Wissen und Gewissen getroffen, und stehe dazu, ob es die richtige war: ich weiß es nicht, dass weiß nur der liebe Gott..........

von Sagrei Do Jul 14 2011, 21:36

Ich befinde mich gerade irgendwie wieder in der Situation, in der ich mich mit dem Gedanken des Endes befassen muss.

Mein Meerschwein hat einen Kieferabszess und muss wohl operiert werden. Weil er aber seit gestern das Fressen verweigert, muss er gepäppelt werden. Im Moment funktioniert der Darm nicht richtig und das ist bei Öttis nun einmal das A und O.

Jetzt bekommt er Schmerzmittel und wir gucken bis Mittwoch, ob ich durch das Zufüttern mit Päppelbrei und Spritze die Verdauung in Schwung bekomme und er wieder Gewicht zulegt. Wenn nicht, dann muss ich überlegen, das Risiko der OP einzugehen und ihn nicht durchzubekommen, oder aber überlegen, ob wir es an der Stelle enden lassen.

Ich würde vor dieser Entscheidung auch am liebsten weglaufen, aber das darf ich nun einmal nicht.

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