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Artikel des Monats Februar 2011: Umgang mit Futterlob

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Beitrag von Gast Do Feb 03 2011, 17:42

Umgang mit Futterlob

Pferde lassen sich mit Futterlob wunderbar motivieren. Für meine Stute gibt es keinen stärkeren Motivator, obwohl sie auch Stimmlob und Kraulen durchaus schätzt. Aber niemals leuchten die Augen so sehr vor Begeisterung, wie wenn es Leckerli gibt. Absolut verständlich, schließlich erfüllt man mit Futter eines der primären Grundbedürfnisses eines Pferdes.

Leider gibt es jedoch immer noch viele Reiter, bei denen Futterlob geradezu verpönt ist. Die häufigsten Argumente gegen den Einsatz von Futter lautet: „Mein Pferd fängt an zu betteln, wird gierig und unkonzentriert.“ Allerdings ist hier nicht das Futter das eigentliche Problem, sondern wie immer der Mensch. Zwinker

Wenn Pferde anfangen, in die Leckerlitasche zu kriechen, ist der Mensch daran schuld, nicht das Pferd! Janein Damit Pferde nicht in Taschen rüsseln, muss man nur richtig füttern. Pferde kapieren natürlich sehr schnell wo die Leckerlis herkommen und gehen dann mit der Nase schon gern an die Tasche. Meist wird dann der Fehler gemacht, dass der Mensch das Leckerli aus der Tasche holt und dem Pferd direkt mit der Nase an der Tasche ins Maul schiebt. Klar, dass die Pferde auf diese Weise nicht mehr von der Tasche weg wollen. Dies lässt sich jedoch vermeiden, wenn man Leckerli grundsätzlich mit ausgestreckten Arm anbietet, sodass der Pferdekopf vom Menschen und der Tasche weg kommt. Hält man sich konsequent daran, bleibt das Pferd auch von der Tasche fern. Yes

Ein weiteres Problem ist, dass die Pferde das Futter meist ohne System zugesteckt bekommen. D. h. sie machen eine Übung, Mensch ist zufrieden, beendet die Übung und gibt das Leckerli. Das Pferd erkennt dann aber nicht den direkten Zusammenhang zwischen der erbrachten Leistung und dem Leckerli, da i. d. R. mehrere Sekunden dazwischen liegen – zu lang für ein Pferd, um die Verknüpfung zwischen Aktion und Leckerli herzustellen. Es wird auf diese Weise quasi für's Nichtstun belohnt und fängt dann an zu betteln. Daher ist es wichtig, die Futtergabe unter Signalkontrolle zu bringen. Das Signal markiert nämlich das gewünschte Verhalten sekundengenau und ist gleichzeitig das Versprechen auf ein Leckerli. Um das Leckerli aus der Tasche zu holen, hat man dann ein paar Sekunden Zeit.

Am besten eignet sich ein akustisches Signal (siehe Clickertraining). Man muss aber nicht unbedingt einen „Knackfrosch“ benutzen, sondern kann auch mit der Zunge „clickern“ oder ein bestimmtes Lobwort benutzen. Mir hat für den Einstieg ins Clickern der „Knackfrosch“ sehr geholfen, weil mir dadurch bewusst war, dass ich erst das akustische Signal geben muss. Inzwischen nutze ich aber gern auch mal den Zungenclick. Entscheidet man sich für ein Wort, sollte man darauf achten, dass es kurz ist. Es muss sich so schnell sprechen lassen, dass das Pferd nicht noch Zeit hat, während des Sprechens etwas anderes zu machen, da es das Signal dann nicht eindeutig zuordnen kann und damit auch nicht weiß, wofür es jetzt das Leckerli gibt. Außerdem sollte es ein Wort sein, dass man normalerweise im Umgang mit dem Pferd bzw. im Stall nicht benutzt (z. B. Keks).

Denn die zwei wichtigsten Regeln lauten:
Leckerli gibt es nur nach dem Signal!
Nach dem Signal gibt es immer ein Leckerli!


Daher sollte es kein Wort sein, dass man auch mal so verwendet, sonst erwartet das Pferd zu Recht danach ein Leckerli, obwohl es vielleicht grade etwas gemacht hat, was man gar nicht will.

Hat man sich für ein Signal (im Folgenden der Einfachheit halber Click + Leckerli (C+L)) entschieden, geht man daran, dem Pferd die Bedeutung des Clicks zu erklären. Natürlich kann man ein paar Mal hintereinander clickern und direkt nach jedem Click das Leckerli füttern. Man kann es aber auch gleich mit der ersten Übung verbinden.

Da die erste Übung mit C+L sich dem Pferd besonders gut einprägt, wird es diese in Zukunft auch gern mal unaufgefordert zeigen. Es sollte also etwas sein, was auch bei nicht gefordertem Zeigen nicht stört und wo keine Verletzungsgefahr für das Pferd und/oder nahestehende Tiere/Personen besteht. Ich finde dafür die Übung „Kopf tief“ ideal, die am besten auch frei geformt werden sollte. Frei formen, bedeutet dass man dem Pferd keinerlei Signale oder Hinweise gibt, sondern einfach daneben steht und darauf wartet, dass das Pferd ansatzweise das richtige Verhalten zeigt. Dann folgt sofort C+L. Ansatzweise bedeutet, dass man nicht darauf wartet, dass der Kopf ganz runter geht, sondern sobald er sich nur ein paar Millimeter senkt, kommt C+L. Wer nicht so viel Geduld hat auf ein zufälliges Kopfsenken zu warten, kann auch ein Häufchen Heu auf den Boden legen. Zwinker Dann ist das Pferd garantiert geneigt, den Kopf zu senken und kann dann gleich per C+L belohnt werden. Auch empfiehlt es sich, das Leckerli mit tief gehaltener Hand zu füttern, um dem Pferd die Idee vom Kopf senken noch näher zu bringen.

Bei den ersten paar Wiederholungen wird sich das Pferd noch nichts bei C+L denken, aber relativ schnell wird es dann auf den Click aufmerksam werden und das Kopfsenken immer öfter anbieten. Yes Wenn es soweit ist, zögert man den Zeitpunkt für den Click auf eine immer tiefere Position des Kopfes hinaus, bis der Kopf schließlich so weit unten ist, wie man ihn haben möchte. Dann verlängert man langsam die Zeit, die der Kopf unten bleibt, indem erst eine Sekunde nach dem Senken C+L folgt, dann nach zwei, drei usw. Spätestens dann ist das Pferd schon ganz wild auf’s Clickern und macht begeistert und und aufmerksam mit.

Nun hat man dem Pferd das System von C+L erfolgreich erklärt und kann es für bereits bekannte Sachen benutzen und bei besonders guter Ausführung damit loben.

Vor allem aber findet es natürlich beim Erlernen neuer Dinge Anwendung. Hier hat man die Möglichkeit neue Lektionen wie oben beschrieben, frei zu formen, kann aber auch von vornherein ein Signal für die gewünschte Lektion einführen.

Wichtig ist, wie schon gesagt, dass man immer schon die richtigen Ansätze per Click belohnt, damit das Pferd merkt, genau JETZT ist das, was es gerade tut richtig. Da es natürlich mehr Leckerli möchte, wird es die Aktion gern wieder anbieten. Und so kann man die Übung sachte und mit viel Begeisterung beim Pferd in die gewünschte Form bringen.

Außerdem sollte gerade am Anfang die Clickerrate sehr hoch sein, d. h. man sollte möglichst wenige Augenblicke zwischen den einzelnen C+L verstreichen lassen. Das erhöht die Motivation des Pferdes Sachen auszuprobieren und kreativ zu werden. Lässt man zu lange Pausen zwischen den einzelnen C+L, führt das zu Frust beim Pferd und es verliert das Interesse. Je mehr die Abrufbarkeit einer Übung steigt, desto mehr reduziert man dann im Laufe der Zeit die Clickerrate bis es C+L schließlich nur noch für die vollendete, gut ausgeführte Übung gibt. Clickertraining hat also nichts mit „sinnlosem Vollstopfen“ zu tun, sondern bedeutet im Gegenteil Futterlob mit System! Yes

Aktionen des Pferdes, die nicht gewünscht sind, werden ignoriert, aber niemals bestraft! Das gilt natürlich auch, wenn das Pferd bereits bekannte Übungen ohne entsprechendes Kommando anbietet. Das Pferd soll ja kreativ werden und sich trauen, einfach mal aktiv zu werden und darf dabei auch mal „Fehler“ machen. Würde man daher für „falsches“ Verhalten strafen, hätte es weniger oder gar keinen Mut zur Eigeninitiative. Daher niemals strafen, sondern einfach nicht beachten. Dass es kein C+L gibt, ist „Strafe“ genug.

Zum Schluss noch mein Leckerli-Favorit: Karottenscheiben. Das Schnippeln vorher ist zwar etwas umständlich, aber aus nur wenigen Karotten bekommt man so einen schönen Berg Leckerli, der für eine Übungseinheit völlig ausreicht. Allzu kalorienhaltig ist das dann nicht und man kann damit auch "Moppelpferdchen" ohne schlechtes Gewissen clickern. Zwinker

Gast
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