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Artikel des Monats Dezember 2011: Konfiszierte Pferde

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Beitrag von marlene´s chef Mi Nov 30 2011, 20:10

Am 18.9. haben wir drei Lewitzer Scheckenhengste aus dem Amtsbezirk Magdeburg übernommen.

Seit Februar 2010 war der offiziellen Stelle des Landkreises Magdeburg der unhaltbare Zustand von 34 Pferden in der Nähe von Weißenfels bekannt.
Etwa die Hälfte der Pferde verschiedener Rassen standen auf einer kleinen Dauerkoppel. Der Rest stand in einem Stall auf Stroh. Nachdem das Veterinäramt in mehreren Kontrollen festgestellt hat, dass nur geringe Teile der schriftlichen Anordnungen erfüllt wurden, kam es über ein Jahr später, Anfang September 2011 endlich zur Konfiskation der letzten 23 Pferde.
Schon Ende 2010 wurden wir angefragt, ob wir zumindest die Hengste (damals noch 9 Stück) übernehmen würden. Bis es endlich zu einer offiziellen Lösung kam, lebten nur noch 5 Hengste, 3 davon nahmen wir dann mit.

Die unteren Bilder sind im Februar 2010 entstanden.
Artikel des Monats Dezember 2011: Konfiszierte Pferde P2100011
Tornado
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Orkan
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Murat

Anfang September 2011 waren die gelben Fliesen im Hintergrund nicht mehr zu sehen. Murat lag inzwischen schon zwei Wochen fest und hatte Liegenekrosen auf der linken Flanke. Die Frontgitter wurden mit einem Traktor herausgerissen und die Ponys über Strohballen liegend aus den Boxen gezogen. Die Hufe hatten die Form von Türkischen Schnabelschuhen. Hierbei sah Orkan am schlimmsten aus. (Leider sind mir diese Bilder abhanden gekommen. ) Die Pferde standen nicht mehr auf Stroh, sondern auf einem Kotgemisch. Zum Evakuieren mußten Baulampen aufgestellt werden, da selbst bei Tag kein Licht mehr in den Stall kam.

Tornado
Lewitzer x Araber ist 134cm groß. Bei seiner Ankunft hatte er 223 kg Lebendgewicht. ( Zum Vergleich: El Cid hoher Vollblutanteil, gleich groß, 3,5 Jahre hat 350kg) Er war so verwurmt, dass er Darmzotten und Wurmknäuel abgekotet hat. Er ist 5Jahre alt und war sehr scheu.

Inzwischen hat er 260 kg Lebendgewicht. Er steht bei den Hengsten mit auf der Koppel. Der Araber in ihm hat ihn sehr schnell zutraulich gemacht. Obwohl ich ihn eigentlich nicht mitnehmen wollte räume ich ihm inzwischen die besten Chancen auf ein normales Pferdeleben ein.
Durch die extreme Huffehlstellung wird er hinten links sein Leben lang schonen. Mit fünf Jahren sind die Knochen gefestigt und so eine Verwahrlosung läßt sich nicht mehr beheben. Da er aber schmerzfrei läuft, können wir im Februar mit einem angepassten Training beginnen.

Orkan
Er ist ein 10 jähriger Lewitzer Zuchthengst. Er wurde als Saugfohlen prämiert und hat seit dem seine Box nicht mehr verlassen. Schon vor vier Jahren hat der Zuchtverband das Züchten mit ihm untersagt.
Er hatte nur noch 227 kg bei 140cm Körpergröße. (Zum Vergleich: Unipony mit hohem Vollblutanteil 7 Jahre hat 380kg) Gesundheitlich ging es ihm von allen am besten. Orkan ist auf dem rechten Auge blind geworden. Er kann seine rechte Gesichtshälfte komischerweise auch nicht schützen. Er stößt an und bemerkt Kontakt immer zu spät. Orkan ist zutiefst mißtrauisch dem Menschen gegenüber.
Obwohl er nie soziale Kontakte knüpfen konnte, versteht er sich inzwischen mit den 3jährigen Hengsten. Menschenkontakt nimmt er nur zu mir auf.
Heute wiegt Orkan 245kg. Was er frißt, hospitalisiert er sich wieder ab. Wir werden sehen, was die nächsten Monate bringen.

Murat
Er ist auch Lewitzer x Araber. Mit seinen 3 Jahren wog er bei seiner Ankunft 195kg bei 132cm Körperhöhe. Er hatte eine Lungenentzündung, einen Hautausschlag am ganzen Körper, den wir nicht in den Griff bekommen und Liegenekrosen durch das mehrwöchige Festliegen.

Allein die Lungenentzündung ist er inzwischen los. Zugenommen hat er gerade mal 15kg. Je mehr er Gewicht bekommt, desto krummer werden die Beine. Er ist zwar der Zutraulichste, aber jedes seiner Beine läuft in eine andere Richtung. Seine Wachstumszonen (Epiphysen) scheinen nachhaltig zerstört zu sein. Eine Röntgenuntersuchnung steht noch aus. Doch so wie er sich präsentiert, werden wir ihn einschläfern lassen.

Ein Fazit möchte ich nicht stellen. (Vielleicht in der Diskussion). Leider habe ich erst vor wenigen Tagen ähnliches gesehen, als ich für Kunden ein Fohlen begutachten sollte. Es ist unglaublich, wie achtlos mit Lebewesen umgegangen wird. Ich bin die letzte, die Tiere vermenschlicht, dazu bin ich zu sehr Landwirt. Aber das hat kein Tier verdient.

Zum Abschluß ein paar Bilder von heute:
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