Übungen für Reitanfänger - Koordination, Gleichgewicht, Spielereien, uvm.

[Gast]

Hallo ihr Lieben

Seit neustem lernt ein Mädchen aus unserem Dorf auf Maja reiten. Sie hat bereits an einem Kinderferienprogramm teilgenommen und ist da schon geführt getrabt und will das jetzt gerne weiter machen.

Ich dachte wir könnten hier mal sammeln was man so alles für Übungen mit Kindern und generell reitanfängern machen kann.

Hier schonmal Dinge die ich beim letzten Mal mit ihr gemacht habe.

- freihändig sitzen
- Hände auf den Oberschenkeln ruhen lassen
- Arme seitlich ausgestreckt und überm Kopf gestreckt
- Windmühle mit den Armen
- Berühren der gegenüber liegenden Fußspitze mit den Fingern
- mit geschlossenen Augen reiten

weitere sachen die mir eingefallen sind:

- Fahrradfahren mit den Beinen
- bis zum ponykopf vorstrecken
- auf die Kruppe fassen
- einen Ball hochwerfen und wieder fangen

[Brina]

Ich musste damals an der Longe auf dem stehenden Pferd eine Mühle, wie beim voltigieren machen.

[Mokka]

Lässt du sie mit Sattel reiten oder mit Gurt und Pad?

Jenachdem, wie brav dein Pferd ist, kannst du sie (geht allerdings nur mit Pad) einfache Volti- Übungen machen lassen, Knien, ganze und halbe Mühle, rückwärts Grundsitz.
Oder Gegenstände aufs Pferd geben- ein kleines Tuch, einen kleineren Ball, der gut in eine Kinderhand passt. Den dann überm Kopf in die andere Hand geben, um den eigenen Bauch/ Rücken kreisen lassen, vor sich ein wenig hochwerfen und wieder fangen. Oder was auf den Kopf legen, was nicht runterfallen darf (ich nehm immer kleine Gummiringe), eine Kartoffel auf einem Löffel balancieren...

Zum Arme kreisen: einen Arm in die eine Richtung und gleichzeitig den anderen Arm in die andere Richtung kreisen lassen.

[azgirl]

Ich finde es ist ebenfalls wichtig erst einmal Uebungen vom Boden aus zu machen.
Uebungen zum Dehnen, Strecken & Balance.

Sind die Kids steif und unausbalanciert am Boden dann sind sie es auch auf dem Pferd.
Da kommt es dann eher dazu dass sie sich oben auf dem Pferd festklammern.

[Gast]

An der Longe, wenn das Kind schon ein paar Übungen kennt: "Sei auf dem Pferd, ohne zu sitzen / oder ohne nach vorne zu gucken / oder ohne zu sitzen oder zu knien / oder ohne dass die Füße nach unten hängen" usw. Dann muss sich das Kind selber ausdenken, wie es oben auf dem Pferd bleibt und die Anweisungen dennoch befolgt. Das ergibt manchmal sehr lustige Varianten.

Auch an der Longe, wenn das Kind schon etwas leichttraben kann: Eine Schnur am Sattel befestigen, und Kind muss beim Leichttraben die Schnur halten und die Hände nach oben / unten / seitlich usw. bewegen, ohne dass die Schnur durchhängt und ohne dass sie reißt.

[Gast]

Ich finde das alles ganz tolle Übungen, aber habt ihr damals sowas echt mitgemacht???? bei einigen Dingen würden meine beiden nicht mit machen (sie sind 7 und 10). Gerade die 7jährige ist unheimlich schüchtern.

Bisher war sie 2x da und da hatte ich immer den Sattel drauf, ohne Bügel. Ich suche jetzt nach nem Volitgurt und dann reiten sie damit. 

Sie müssen das Pony auch vorher immer ein paar Runden führen und wenn sie im Sattel sitzen alle Körperteile ausschütteln, kreisen usw. im Stand und dann gehts erst los.

Nur möchten sie ja nicht am Boden rumturnen sondern reiten.

[Mokka]

Das was ich aufgeschrieben habe, mache ich seit fast 10 Jahren beim Volti mit Kindern von drei bis 13 ;-)

Wenn du zwei Kinder gleichzeitig hast, kannst du auch das Kind, das nicht reitet, einen Ball oder sonstwas nach vorne zum Kind aufs Pferd bringen und wieder holen lassen- dann ist das Kind am Boden auch ein bisschen beschäftigt.

Wenn sie führen: über Stangen führen, durch ein Stangenlabyrinth, um Pylonen herum...

Wenn die Kinder eher zurückhaltend sind und noch nicht so vertraut, würde ich langsam anfangen, wie du es ja schon machst, und nach und nach mehr einbauen. Alles auf einmal wäre viel zu viel, ja.

Mal was anderes: Hast du dich mal informiert, wie das versicherungstechnisch aussieht, wenn was passiert?

[Ósk]

Klar, also meine Kinder haben irgendwann alles gemacht. Je nach Kind muss man allerdings die Übungen in kleine Portionen und Lernschritte aufteilen. Besonders bei ängstlichen/schüchternen Kindern (aber auch Erwachsenen) ist oft Millimeterarbeit gefragt - so vorantasten ohne dass sie es merken. Bei der Mühle z.b. erstmal im Stand anfangen mit einem Bein, wenn es nötig ist auch erstmal üben das Bein hochzunehmen. Nicht verraten wo die Reise hingeht  Irgendwann wird es klappen.

Mir fällt noch ein:
- Schritte zählen
- Sich verschieden aufs Pferd legen (geht aber besser mit Gurt - rückwärts mit Rücken auf die Kruppe, Bauch auf die Kruppe, Bauch auf den Hals, Im Rückwärtssitz Beine auf die Kruppe)
-Verschiedene Einwirkungen von sich auf das Pferd spüren (mal zu weit nach vorne lehnen, mal zu weit nach hinten, um dann die Mitte zu spüren)
-Hüftbewegungen (Erspüren, Einfühlen und nach und nach Tempounterschiede und Abbiegen über den Sitz)
- Über Stangen (was verändert die Bewegung, blind über Stangen (wo sind wir über die Stangen gegangen)
- Blind Orientieren (mit Geschlossenen Augen erfühlen, ob das Pferd vorwärts, rückwärts oder seitwärts geht)
- Bei Kindern, die sich noch in der Buchstabenlernphase befinden, oder auch Personen mit Entscheidungsschwierigkeiten Anreiten der Bahnbuchstaben und benennen derselben. Also bei einem Buchstaben anfangen und fragen wie dieser heisst, danach soll der Reiter entscheiden wohin die Reise nun jetzt gehen soll, diesen benennen und je nach Klient nochmals beim ankommen den Buchstaben benennen
- Führen und Folgen: Nah am Pferd gehen und die Hand vom Reiter berühren, immer jeweils einer führt Bewegungen in alle Richtungen, je nach Fall kann auch das Benennen der Richtungen dazugehören
- Sandsäckchen auf dem Kopf tragen
- Etwas auf den Händen balancieren (angelehnt an Eierlauf oder Bierglasrennen)
- to be continued

Bodenarbeitsübungen:
- Führen in Unterschiedlichen Schritttempi, Später Trab - Erfahren: Wie wirkt meine Körpersprache auf das Pferd
- Anhalten, an bestimmten Punkten, vor einer Stange, über einer Stange
- bestimmte Anzahl Schritte führen
- Rückwärts
- to be continued...

Wichtig ist alles angepasst an den entsprechenden Reiter. Reitunterricht mit noch relativ kleinen Kindern kann und muss sehr viele Bereiche abdecken, bei der das Pferd zwar die Zentrale Rolle spielt, das Ganze aber eine sehr viel weittragendere Wirkung haben kann.

- Sozialverhalten (Zur Höflichkeit gegenüber dem Pferd und ggf den Gruppenmitgliedern erziehen)/ ggf. Gruppendynamik (Abwarten können)
- "Schulische" Lerninhalte wiederholen und vertiefen (zählen, Buchstaben....)
- Kognition in verschiedensten Bereichen verbessern (Entscheidungen und ihre Folgen, Vorstellungskraft)
- der Physiologische Aspekt: Körpergefühl trainieren und seine Auswirkungen auf einen anderen Körper erfahren (Pferd), Muskelaufbau und Erhalt

Bei kleineren Kindern steht das Erfahren seiner selbst und des Pferdes einfach noch sehr im Zentrum ehe das eigentliche Reiten beginnen kann. Je älter das Entwicklungsalter der Kinder ist, desto mehr kann man dann auch ans "richtige" Reiten denken.

[Gast]

Meine Reitschülerin ist 50 Jahre alt.  
Und sie will immer mehr von "solchen" Übungen, leider hält mich der Alltag derzeit im Griff und ich habe kaum Zeit ihr Unterricht zu geben.

[Gast]

Bei sehr schüchternen Kindern reicht es manchmal allerdings aus, sie "nur" auf dem Pferd sitzen zu haben. Vielleicht mögen sie sich unterhalten oder eine Geschichte erzählt bekommen.
Für manche Kinder ist der Input auf dem Pferderücken als solcher schon genug, und mehr können / wollen sie vorerst nicht machen. Ich finde das völlig okay.
Ein Problem ist die langsame Herangehensweise dann, wenn es ehrgeizige Eltern gibt, die schnelle Fortschritte sehen wollen und es nicht okay finden, wenn ihr Kind "nur" im Schritt auf dem Pferd sitzt, ohne dass für den Außenstehenden viel zu sehen ist.
Viel Glück!

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