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Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen

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Beitrag von Twisterlein Di Jan 08 2013, 13:45

Ich möchte hier über die drei häufigsten Westerntrensen, ihre Wirkungsweisen und Einsatzgebiete berichten.

Dazu vorweg einige Begriffe, die euch vielleicht schon mal über den Weg gelaufen sind und die ich hier zum Teil verwenden werde:
Bridle – Kopfstück (ohne Gebiss und Zügel)
Curb Strap – Kinnriemen
Snaffle / Snaffle Bit – Wassertrense, einfach oder doppelt gebrochen, ohne Anzüge
Shanks – Anzüge
Bit – Gebiss mit Anzügen
Mouthcloser – Sperrriemen
Reins – Zügel
Split Reins – offene Zügel
Romal Reins – geschlossene Zügel mit peitschenähnlicher Verlängerung
Bosal – Nasenteil der Hackamore-Zäumung
Hanger – Genickriemen für Bosal
Mecate – Zügel für Bosal
Hackamore – Kombination aus Bosal, Hanger und Mecate
Neck Reining – einhändige Zügelführung mittels Kontakt der Zügel am Hals


1. Snaffle
Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen S1
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Das Reiten mit Snaffle bildet den Einstieg in die Westernreitweise. Ein Snaffle Bit wirkt verhältnismäßig schonend (je nach Reiterhand natürlich) auf das Pferdemaul ein und wird vor allem für die Ausbildung junger Pferde und Reiter verwendet. Es wird ausschließlich zweihändig geritten und man kann das Pferd mittels Kontakt der Zügel am Hals auf das spätere Neck Reining vorbereiten.

Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen S2
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Die Wirkungsweise ist relativ simpel: Der Zug, den die Reiterhand am Zügel ausübt (1) wird 1:1 auf das Pferdemaul übertragen (2). Es entsteht kein Druck auf dem Genick (3), daher ist ein Kehlriemen unabdingbar, weil sonst – im schlimmsten Fall – das Bridle nach vorn klappen könnte, wenn das Pferd den Kopf senkt.
Ein Mouthcloser kann zu Beginn der Ausbildung verwendet werden, um ein Aufsperren des Mauls zu verhinden. Jedoch ist dieser nicht auf Turnieren zugelassen.
Der Curb Strap übt keinen Druck auf die Kinnlade aus. Er soll nur verhindern, dass bei zu großer Einwirkung das Gebiss seitlich durchs Maul gezogen wird.


2. Bit
Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen B1
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Das Reiten mit Bit (= Kandare des Westernreitens) sollte den bereits fortgeschrittenen Reitern und Pferden vorenthalten sein. Durch die schärfere Einwirkung auf den gesamten Pferdekopf kann man sehr viel feinere Hilfen an das Pferd geben. Das Bit eignet sich hervorragend für das Neck Reining, da die Zügelführung einhändig erfolgt und die Kraft aus der Reiterhand auf beide Shanks gleichmäßig übertragen wird.

Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen B2
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Wenn der Reiter die Zügel annimmt (1) entstehen drei Druckpunkte:
- Es wird durch die Gebissstange Druck auf das Pferdemaul ausgeübt und gleichzeitig bewegen sich die Shanks in einer Rotation um den Druckpunkt (2).
- Der obere Teil der Shanks bewegt sich nach vorn-unten und zieht den Kinnriemen an den Unterkiefer des Pferdes, der dort Druck ausübt (3).
- Das Backen-/Genickstück, welches ebenfalls am oberen Ende der Shanks befestigt ist, wird nach unten gezogen und übt Druck im Genick aus (4).

Durch diesen letzten Punkt wird ein Kehlriemen am Kopfstück überflüssig, da das Genickstück alles am Platz hält.
Ein Mouthcloser kann hier ebenfalls zu Beginn verwendet werden, ist aber ebenso nicht auf Turnieren zulässig.
Ohne Curb Strap funktioniert das Bit nicht richtig, da die Druckverteilung sehr schwammig werden kann. Was auch noch zu erwähnen ist: die Hebelwirkung der Shanks verstärkt sich mit ihrer Länge nach unten.


3. Hackamore
Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen H1
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Die Hackamore-Zäumung stammt aus der Altkalifornischen Reitweise und setzt sich in erster Linie aus dem Bosal und der Mecate zusammen. Als Kopfstück kann sowohl ein einfacher Hanger ohne Stirn- und Kehlriemen, ein Ein-/Zweiohrkopfstück oder auch ein vollständiges Bridle verwendet werden. Wichtig ist nur, dass das Bosal an seinem Platz gehalten wird und nicht nach unten rutscht. Um ein Anschlagen des Mecate-Knotens am Kinn des Pferdes zu verhindern, kann zusätzlich ein Fiador angebracht werden.

Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen F2
Bildquelle: www.oliversaddleshop.com

Die Mecate kann aus Nylon, Baumwolle oder Mähnen-/Schweifhaar bestehen. Eine Mecate aus glatter, weicher Baumwolle eignet sich besonders gut für empfindliche Pferde, die das Pieksen der härteren Schweifhaare am Hals nicht gut vertragen.
Die Hackamore kann ein- oder zweihändig geritten werden und dient vor allem der Ausbildung junger Pferde. In der altkalifornischen Reitweise dauert die solide Ausbildung eines Pferdes mehrere Jahre, da es sehr schonend auf das Reiten mit Bit vorbereitet wird.

Artikel des Monats Januar 2013 - Westerntrensen H2
Bildquelle: www.fotoknipse.net

Die Wirkung des Bosals unterscheidet sich vom Reiten mit Snaffle oder Bit gänzlich, da das Pferdemaul keine Einwirkung erfährt. Wenn der Reiter beide Zügel gleichzeitig annimmt, entsteht Druck auf dem Nasenrücken. Wird nur der linke oder rechte Zügel angenommen, rotiert das Bosal leicht um den Pferdekopf und übt Druck auf die seitlichen Hautpartien und die unteren Kinnladen aus. In allen Fällen entsteht kein oder nur wenig Druck im Genick, was den Hanger an seinem Platz hält und dadurch einen Kehlriemen nicht zwingend erforderlich macht.


Was mich zu diesem Artikel veranlasst hat…
Ich möchte hier nur einen ganz kurzen Einblick in die Wirkungsweise der Westernzäumungen geben. Vor allem über das Bosal könnte man wesentlich mehr schreiben (Buchtipp: „Hackamore Reinsman“ von Ed Connell). Leider sehe ich immer wieder gezäumte Pferdeköpfe mit einer Kombination aus Snaffle Bit und Einohrkopfstück ohne Kehlriemen, weil die Reiter es schick finden. Jedoch ist sich offenbar nur ein kleiner Teil der Leute bewusst, welcher Gefahr sie sich damit aussetzen. Ich spreche aus eigener Erfahrung denn es ist bei einem Stoppelfeldgalopp nicht besonders beruhigend, wenn einem plötzlich das Kopfstück nach vorn fällt und man sich am Zügel festkrallen muss, um nicht alles zu verlieren.
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