Schlechtes Gewissen, wenn man falsch reagiert hat?

[Nevitana]

Hallo ihr Lieben .

Mich beschäftigt schon länger ein bestimmtes Thema. Soweit meine Recherchen es ergeben haben, habe ich hierzu keinen Thread gefunden. Und falls ich in der falschen Rubrik schreibe, dann bitte verschieben. Ich hoffe ich habe keinen Thread dazu übersehen.

Ich denke wir sind alle Menschen. Und Menschen machen Fehler. Mich würde jetzt mal interessieren wie ihr reagiert bzw. euch fühlt wenn ihr wisst ihr habt einen Fehler gemacht. Euch in einer bestimmten Situation falsch verhalten. Es ist etwas schwierig zu erklären, deshalb möchte ich euch ein Beispiel nennen, was mir vorhin selbst mit meinem Pferd passiert ist.

Da ich mein Pferd schon seit über einem Jahr in Ausbildung habe, ist es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit für mich, dass er am Putzplatz ruhig stehen bleibt und nicht zappelt. Ich denke jedes gut erzogene Pferd sollte dies tun. Auch meiner macht das ganz prima. Gewöhnlich steht er stundenlang still und genießt die Putzorgie.
Heute allerdings, ist er ruhelos hin und her spaziert. Nach ein paar Verwarnungen mit meiner Stimme (ein scharfes "Nein!") machte er trotzdem weiter . Es gab also einen leichten Ruck am Halfter, der ihn zur "Vernunft" bringen sollte. Kurzzeitig blieb er stehen, machte dann aber weiter. Ich dachte er wolle dauernd an meinem Putzkasten rumspielen und war nun echt genervt, da ich so ein Verhalten von ihm nicht (mehr) kenne. Irgendwann bin ich dann etwas aus der Haut gefahren und habe ihm einen Klaps auf die Brust gegeben (eigentlich ein sicheres Zeichen dafür, dass das jetzt die letzte Warnung war und das weiß er auch). Darüber war er dann sehr verdattert, blieb kurzzeitig still und fing dann wieder an!
Also habe ich ihn einmal kräftig angemeckert - bis ich den Eimer entdeckte, der an der Wand vor uns stand. Er war mit Wasser gefüllt. Mir schlich leise eine Idee in den Kopf. Also hielt ich ihm den Eimer hin. Und tatsächlich: Das Pferd trank gierig daraus. Nachdem er sich satt getrunken hatte, plagte mich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich wusste, dass ich mich hätte anders verhalten sollen. Manchmal sind Dinge so offensichtlich, aber man bekommt es zu spät mit.
Ich gab Laredo einen Keks und er war auch nicht beleidigt oder so. Anscheinend hatte er mir sofort verziehen, wie er es so oft tat. Und ich fragte mich (mal wieder) womit ich dieses tolle Pferd doch verdient hatte. Klar war es unartig, dass er herumtanzte, aber wie sollte er mir anders sagen, dass er Durst hatte?

Das war jetzt nur ein Beispiel von heute, aber mir passieren solche Sachen schon öfters. Das ist zwar nicht die Regel bei uns, aber dennoch. Und das ich mich falsch verhalten habe ist klar. Passiert soetwas euch auch, oder bin ich die Einzige?
Was macht ihr wenn ihr entdeckt habt, dass ihr euch falsch verhaltet? Wie verhaltet ihr euch dem Pferd gegenüber wenn euch "der Kragen platzt". Abgesehen davon, dass einem eigentlich nicht der Kragen platzen sollte, aber manchmal kann (ich zumindest) es nicht verhindern.
Ich würde mich freuen, wenn ein paar von euch berichten würden, eventuell auch anhand von Beispielen.
LG Nevitana

[azgirl]

Warum denkst du dass du dass du falsch reagiert hast ?
Du hast deinem Pferd beigebracht beim Putzen ruhig stehen zu bleiben.
Gut so.
Also er sollte dann auch ruhig stehen bleiben obwohl er gerade durst hat.
Man sollte immer konsequent sein in der Erziehung eines Pferdes.
Nicht heute mal so, und morgen wieder anders.

Mein Schmied war heute morgen da.
Es war so um die Morgensfuetterungszeit um 7 : 00 am.
Ich hab 3 Pferde die behandelt werden muessen, die Pferdchens hatten noch nicht ihr Heu.
Mare Margaret kommt immer zuerst dran da sie vorne Eisen dran braucht.
Heute hatte es etwas laenger gedauert da wir neue Eisen ausprobiert haben und es brauchte eine Weile bis Schmied zu dem Entschluss kam dass MM bei diesen Eisen eine # kleiner braucht. ( sie wird heiss beschlagen ).
MM wurde das Warten etwas zu langweilig , sie fing an sich rueckwaerts zu " schleichen " damit sie am Mesquitebaum Bohnen fressen kann.
Ich hab sie natuerlich korregiert und sie wieder richtig hingestellt.
Das ging aber auch fuer eine Weile hin & her, bis ich mal klar Text mit ihr gesprochen hab. ( ich schlage meine Pferde nicht ).
Also MM hat dann verstanden, Schmied ist hier , brav stehen bleiben wie immer !
Als MM fertig war kam sie in die Arena, ohne Heu, und musste auch warten bis meine andern 2 Pferde behandelt wurden.
Als alle fertig waren bekamen sie dann ihr Heu.

Also ich habe darueber kein schlechtes Gewissen und du solltest auch keins haben.
Es ist die Aufgabe der Pferde auf uns zu hoehren den sonst kann es gefaehrlich werden.


Dumme Sachen hab ich aber auch schon gemacht.
z.B. Will mit Pferd vom Putzplatz losreiten und es will nicht gehen .
Hab ihn mit den Zuegeln einen auf den Hintern geklatscht.
Stellte sich heraus, Pferd war noch angebunden, hatte ein Halfter unter der Trense.
Also ja , da kommt man sich ziehmlich Dumm vor, aber das Pferd braucht deshalb auch keinen Psychiater.
Ich muss eben besser aufpassen was ich mache, Pferdchen fragen was los ist wenn es sich nicht " normal " verhaellt, und erst dann handeln.
Hinterher ist man immer schlauer... ich arbeite hart daran solche Situationen von Vorne herein zu vermeiden.

[make my day]

Ich frage mich gerade, ob dein Pferd kein Wasser auf der Weide oder in der Box (keine Ahnung, wo du ihn her geholt hast, bevor du ihn zum putzen angebunden hast) zur Verfügung hat?
Sollte er durchgehend Zugang zum Wasser haben, dann würde ich mir jetzt an deiner Stelle gar keine Gedanken machen. Er atte dann stundenlang die Möglichkeit zu trinken...wenn er dann schlagartig Durst hatte, als du gerade putzen wolltest, ist das sein Pech. Da finde ichs schon in Ordnung, wenn du ein Machwort sprichst und ihm sagst, dass er nicht so rumhampeln soll.

Hat dein Pferd jedoch nicht die Möglichkeit durchgehend Wasser zur Verfügung zu haben würde ich
1) schleunigst etwas daran ändern und
2) ihm immer wenn du ihn holst zuerst etwas zum trinken anbieten.

Allgemein kann ich sagen, dass ich auch mein Pferd schon öfter für Dinge bestraft habe, für die er nichts konnte- Bestraft nicht im Sinne von schlagen, sondern zurecht weisen, Klaps auf die Brust, zu energische Hilfe beim Reiten o.ä.
Klar ist das Pony dann in dem Moment verdutzt und weiß nicht, was ich von ih will. Sobald ich dann merke, dass der Fehler bei mir lag, weil ich zB die Hilfe nicht deutlich genug gegeben habe oder meine Körpersprache einfach falsch eingesetzt habe, "entschuldige" ich mich bei ihm (nur mündlich ).
Ich weiß, dass das sinnlos ist. Schließlich versteht das Pferd das nicht.
Er würde es aber genau so wenig verstehen, wenn ich ihm deshalb 20 Kekse reinschieben würde oder ihn ewig streichle oder umarme.
Diese mündliche Entschuldigung ist rein für mein gutes Gewissen da.
Ich mache den Fehler einfach wieder gut, indem ich zB die Übung nochmal mache - diesmal aber RICHTIG. Wenn er die Sache dann gut gemacht hat, lobe ich ihn etwas überschwenglich, damit er weiß, dass er alles richtig gemacht hat, auch wenn ich ihn ein paar Minuten vorher für genau das bestraft habe.

Für dein Pferd bricht keine Welt zusammen, nur weil du ihm mal zum falschen Zeitpunkt einen Klaps gegeben hast.
Er denkt nur halb so viel darüber nach, wie du. Und eine einmalig falsch eingestetzte Strafe/Zurechtweisung verändert auch nicht das Verhalten/Vertrauen/ die bisherige Erziehung deines Pferdes.
Sicherlich hättest du erkennen können, was er will, aber du bist - wie du schon gesagt hast - auch nur ein menschliches Wesen das Fehler macht und du kannst ja auch nicht in dein Pferd hereinschauen. Wichtig ist, dass man seine Fehler erkennt und versucht ihnen vorzubeugen. Dies kannst du in diesem Fall hier ja tun, indem du einfach ab jetzt immer einen Eimer Wasser an seinen Putzplatz stellst, schon bevor du ihn holst.

Also: mach dir nicht zu viele Gedanken. Pferde verzeihen so vieles so schnell.

[Friedaaa]

Vielleicht kannst du in Zukunft einfach erst am wasserfass vorbei laufen? Mache ich so.

Und ganz generell bin ich ja ziemlich extrem in meiner Einstellung, siehe meine Story, aber bei aller Freundschaft hat mein pony sich zu benehmen!!!

Mein Herr ist Herdenchef und immer wenn eine stute beim putzen an ihm vorbei läuft wiehert er und versucht rumzuhampeln....der Meinung bin ich allerdings nicht. Klar ist er Chef und muss auf seine stuten achten, aber wenn ich was mit ihm mache, dann bin ich Chef- basta....

Also mach dir nicht zu viele Gedanken, auch wenn es leichter gesagt als getan ist!

[Nevitana]

Danke für eure guten Zusprüche .Ich habe jetzt auch kein so arg schlechtes Gewissen mehr. Zum Wasser: Natürlich hat er auf der Koppel zwei Selbsttränken, die immer gefüllt sind, und auch in seiner Box hat er eine Selbsttränke. Normalerweise führe ich ihn schnell vorm holen daran vorbei und lasse ihn trinken! Nur gestern stand er nur etwa zehn Meter davon entfernt und hat gegrast und so dachte ich er hätte keinen Durst.
Ich denke eine gute Pferd-Mensch-Beziehung besteht teilweise auch aus "Vergeben und Vergessen". Das macht er bei mir, ich aber auch bei ihm. Wobei 90% der Fehler meistens beim Menschen liegen. Ich hatte gestern einfach den Eimer nicht entdeckt . Aber nächstes Mal werde ich genauer darauf achten was er mir sagen möchte .

[ZigZag]

Und eine einmalig falsch eingestetzte Strafe/Zurechtweisung verändert auch nicht das Verhalten/Vertrauen/ die bisherige Erziehung deines Pferdes.

Hmmmmm das hab ich schon anders erlebt. Kommt m.M. nach auch auf das Tier an (Sensibilität, Charakter, Vorgeschichte) und inwieweit der Halter seine Reaktionen überhaupt zu deuten weiß.
Und ich glaube schon, daß ein Tier auch eine Entschuldigung verstehen kann, wenn man sie so fühlt, wie man sie sagt.
Die sind ja für Gefühle und Körpersprache empfänglicher als wir, also wenn sie Wut und Unsicherheit erkennen können, warum nicht auch Entschuldigungen? Tiere entschuldigen sich ja auch bzw. beschwichtigen, wenn sie merken, daß sie zu weit gegangen sind.

[make my day]

Und eine einmalig falsch eingestetzte Strafe/Zurechtweisung verändert auch nicht das Verhalten/Vertrauen/ die bisherige Erziehung deines Pferdes.

Hmmmmm das hab ich schon anders erlebt. Kommt m.M. nach auch auf das Tier an (Sensibilität, Charakter, Vorgeschichte) und inwieweit der Halter seine Reaktionen überhaupt zu deuten weiß.
Und ich glaube schon, daß ein Tier auch eine Entschuldigung verstehen kann, wenn man sie so fühlt, wie man sie sagt.
Die sind ja für Gefühle und Körpersprache empfänglicher als wir, also wenn sie Wut und Unsicherheit erkennen können, warum nicht auch Entschuldigungen? Tiere entschuldigen sich ja auch bzw. beschwichtigen, wenn sie merken, daß sie zu weit gegangen sind.

In meinem Beitrag steht doch, dass ich das selbst auch so mache ;)Ich entschuldige mich auch bei meinem Tier, wenn ich zu weit gegangen bin.
Nur denke ich, dass der Mensch allgemein zu viel in Reaktionen und Blicke des zu unrecht bestraften/zurechtgewiesenen Tieres reininterpretiert und es dann aus schlechtem Gewissen vermenschlicht. Das ist nicht bei jedem so, aber ich erlebe leider viel zu oft, dass Besitzer ihre Pferde nach einer falschen Strafe mir Keksen vollstopfen oder ihnen noch eine Extraportion KF hinstellen. Und DAS finde ich übertrieben und unangebracht.
Pferde können Entschuldigungen verstehen und klar kommt das auf die Sensibilität usw. an (hab mich obe etwas falsch ausgedrückt...es ist nicht "sinnlos", nur überinterpretiert) aber ich finde, diese sollte sich auf verbaler oder körpersprachlicher Ebene belaufen (Lob) oder eben in einer kurzen Pause äußern. Futterlob halte ich da für unangebracht.

[Gast]

Wie heißt es so schön: Pferde vergessen nichts, aber sie verzeihen (so gut wie) alles.
Das kann ich bestätigen.

Fehler habe ich schon endlos gemacht. Und immer noch bin ich nicht frei von Fehlern...
Aber nach jedem Ritt bedanke ich bei meiner Stute, und ich habe das Gefühl, dass sie das versteht.

[Napolde]

Puh ich kenne das... Ich habe schon sehr viele Fehler gemacht, mein Pferd zu Unrecht "schlecht" behandelt (laut geworden, Klaps, am Halfter geruckt). Das sind fast alles Dinge, auf die ich nicht stolz bin, denn nur selten ist eine so heftige Reaktion angebracht. Die meisten "Unstimmigkeiten" die mein Pferd und ich hatten waren Überforderung seinerseits, und dafür zu strafen ist das falscheste was ich in meinem Umgang mit ihm getan habe.

Aber weißt du was? Ich habe daraus gelernt. Und auch wenn mein Pferd mir deshalb leid tut, aber das hat uns geholfen zu einem besseren "Paar" zu werden. Ich habe angefangen genauer hinzuschauen, hinzuhören. Und zwar auf mein Pferd, und nicht auf das was andere sagen ("der hat stillzustehen" o.ä.).
Als Beispiel, Hufschmied: Bevor Shadow zu mir kam (mit 2,5 Jahren), hatte er nie gelernt Hufe zu geben. Es war also ein langer Weg für uns, den ich mit GEDULD in den Griff bekommen habe, nachdem ich die ganzen Tips (der verscheißert dich nur, der hat Langeweile, zeig ihm wer der Chef ist) über den Haufen geworfen habe. Im Mai, Umzug in einen neuen Stall, neuer Hufschmied. Dieser hat mein Pferd mehrmals geschlagen! Und zwar nicht zu sanft in den Bauch. Ich habe lange versucht mir einzureden, dass das gerechtfertigt war, aber bin am Ende zu dem Schluss gekommen, dass absolut niemand mein Pferd zu schlagen hat, dass ich diejenige bin die entscheidet wann er gemaßregelt werden muss. Ich hatte Bauchschmerzen und ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen diesem Hufschmied. Also habe ich den Hufschmied gewechselt. Ich habe selbst aufgehalten. Und ganze zwei mal bin ich laut geworden und hab meinem Pferd einen Klaps auf das Bein gegeben, mit dem er gefährlich zurückgezogen und ausgetreten hat. Weil ICH entschieden habe dass dieses Verhalten nicht zu tolerieren war. Die zwanzig mal davor, die Shadow weg gezogen hat habe ich einfach gehalten, weil ich wusste, dass war nicht böse von ihm. Mein Hufschmied vermutet übrigens, dass mein Pferd beim Ausschneiden der hinteren Hufe mal verletzt worden ist, und es deshalb dort so schwierig ist... Und dafür wurde er vorher bestraft...

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bestrafe mein Pferd, wenn ich dies auch logisch und mit klarem Kopf befürworten kann. Das mache ich kurz und direkt. Und danach - danach atme ich tief durch, und fange ganz von vorne an! Das ist genau das, was mich meine Fehler vorher, und auch die die noch kommen werden, gelehrt haben.
Ich habe schon geheult vor schlechtem Gewissen, aber da muss wohl jeder mal durch, das ist das, was uns am Ende zu einem besseren Paar werden lässt. (Natürlich wäre es ohne die Fehler vorher schöner, aber wer kann das schon von sich behaupten? )

[DunLee]

Ich sehe das so wie viele hier, bin aber evtl. ein bisschen entgegenkommender (nicht falsch verstehen). Ich bin der Chef, ja - aber ich möchte kein "strenger Herrscher" über mein Pferd sein. Das was ich - wie so viele hier aus diesem Forum - erreichen möchte ist, ist eine Partnerschaft, die auf Vertrauen und Respekt beruht. Viele sagen ich bin zu weich, zu lasch und weise ihn nicht in seine Schranken.
Doch wenn mein Pony etwas für mich aus freiem Willen heraus tut, ist es für mich das größte Geschenk, dass er mir machen kann.
Ich habe viel über sein Verhalten gelernt, indem ich ihn einfach auf der Wiese oder auf dem Paddock beobachtet habe. Ist er am zappeln, weil er vllt. ungeduldig ist, oder hat er (so wie in deinem Fall) einfach schlicht und ergreifend Durst. Mittlerweile kann ich seine Verhaltensweisen schon ganz gut differenzieren, ob es ein Bedürfnis ist oder nicht.
Passt es ihm nicht beim Anbinden still zu stehen gibt es eine Verwarnung, meistens reicht nur ein Blick. Ist es aber ein Bedürfnis wie z.B. Durst zu haben, darf er dem natürlich nachgehen!

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