"Vermenschlichen" wir unsere Pferde zu sehr?

[sisi]

Ich möchte gerne Eure Meinung zu folgender Situation:

Wenn ich Apache zurück auf den Paddock bringe, dann dreht sie sich zu mir um und würde, so wie es für mich aussieht, am liebsten wieder zu mir zurück. Sie steht dann am Eingang und schaut mir nach. Ich hab dann immer ein total schlechtes Gewissen Wenn ich am Stall rumlaufe, dann schaut sie immer, wo ich bin. Ich interpretiere da so, daß sie lieber mit mir zusammen ist als mit ihren Paddockgenossen. Habe immer da Gefühl, daß sie am liebsten immer mit mir zusammen wäre.

Eigentlich fände ich es normal, wenn Pferde andere Pferde als Gesellschaft bevorzugen oder wenigstens genauso gerne mit ihnen zusammen sind. Leider scheint Apache nicht viel Erfahrung mit anderen Pferden zu haben und kann nicht wirklich viel mit ihnen anfangen.

Ich denke nicht, daß ich nach so kurzer Zeit schon ihr vollkommener Herdenführer bin. Klar bin ich interessant, hab ja auch immer etwas Leckeres dabei. Aber ich hatte noch nie nach so kurzer Zeit ein so intensives Verhältnis mit einem Pferd und hab mich so verbunden gefühlt. Ist das überhaupt möglich? Vermenschliche ich ihr Verhalten jetzt zu sehr und brauch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nicht bei ihr bin? Oder kann es so sein, aber sie muss halt lernen, mit anderen Pferden klar zu kommen und ändern kann ich es ja eh nicht? Kann ja schlecht in den Stall ziehen.

[Ravenna]

Ich schätze Apache muss den Umgang mit ihren pferdischen Artgenossen jetzt genauso lernen, wie Kinder lernen müssen miteinander umzugehen! Da muss sie ganz alleine durch und normalerweise ist das Interesse des Pferdes gegeben und sowas geschieht relativ flott.
Da dein Pony bisher in ihrem Leben ja nicht so viel Gutes erfahren hat, kann ich mir schon vorstellen, dass ihr eine besondere Bindung zueinander hat, weil sie in dir zum einen den Herdenführer sieht und in deiner Gegenwart kann sie sich sicher fühlen, was sie vllt in der Herde noch nicht so kann?
Was hast du denn für einen Eindruck von ihr? Fühlt sie sich wohl? Wie versteht sie sich denn mit den anderen Ponys?

Ein schlechtes Gewissen brauchst du aber ganz bestimmt nicht haben, du ermöglichst dem Tier ein artgerechtes Leben und ich bin mir sicher, dass sie, spätestens wenns ans harte Arbeiten geht, vllt auch mal ganz froh ist, in pferdischer Gesellschaft relaxen zu können

[Trapper]

Hi

Mit Herdenchefe hat dat nix zu tun.
Wenn sich Apache mit einem Rang niederen Pferd anfreundet, dann wir sie auch jammern, wenn die "Freundin" von ihr getrennt wird.

Ich schätze die Situation so ein:
Apache hat vielleicht nicht die besten Erfahrungen gesammelt.
Jetzt wo sie bei dir ist, fängt für sie das Leben an.
Sie hat eine Bezugsperson die sich kümmert, sie pflegt und füttert.
Die mit ihr was unternimmt und auf die sie sich verlassen kann.

Tja...sie scheint lieber mit dir, als mit ihren Artgenossen zu sein.
Das beste Zeugnis, was man von einem Pferd bekommen kann.

LG
Trapper

[tine]

also bei Darina bemerke ich dieses verhalten auch, aber nur, wenn es ihr irgendwie nicht so ganz gut geht. z.b. wenn sie lieber in die Box möchte (zum Stroh mümmeln) statt auf dem Paddock zu stehen etc.

Wenn sie im Sommer auf der saftigen Weide steht, kommt sie zwar zu mir und schaut mir kurz nach, aber wendet sich dann auch wieder ab, wenn sie merkt, dass ich gehe...

vielleicht fühlt sie sich wirklich noch nicht so wohl unter ihresgleichen?

[Fellnase]

Ich intepretiere es so, dass sie sich noch nicht an die Herde angeschlossen fühlt.

Mein Pferd hatte das auch, als wir den Stall wechselten. Er stand am Tor, wartete auf mich und als ich wieder ging, blieb er auch da stehen, rief nach mir. Er fühlte sich in der neuen Herde noch nicht wohl und akzeptiert.
Sein Verhalten änderte sich, als er seine Postion in der Herde hatte und ganz sicher war, dass ich auch in diesem neuen Ort immer wieder komme und alles gut ist.

[PICO2001]

Also meiner macht das auch, bringe ich ihn auf Koppel, so wartet er so lang am Zaun bis ich weg bin und gehe ich an der Koppel entlang dann läuft er mit! Komme ich mt dem Auto kommt er von der Koppel dahin, betrete ich den Stall wird sich zu mir gedreht und gewiehert, dies macht er teilweise auch auf Koppel. Er ist der Herdenchef dort von Anfang seit vielen Jahren und wenn ich da bin vergisst er seine Herde (es sei denn die machen Quatsch, dann muss er für Ordnung sorgen gehen bevor er wieder zu mir kommt )!

Wie Trapper schon sagt, ich glaub auch das es ein gutes Zeugnis für dich ist und es bedeutet das Apache sich wirklich wohl zu fühlen scheint bei dir! Ich denk mal das sie das verdient hat und darauf kannst du aufbauen!

[fribi]

Mein Pferd macht das auch - aber nur manchmal. Er ist ja sowieso sehr menschenbezogen. Wenn ich zum Hof fahre, kommt er meistens aus der Box auf den Paddock, um mich zu begrüßen. Aber nur, wenn das Futter nicht interessanter ist

Wenn ich dann gehe, kommt er auch wieder bis zum Eingang und schaut mir nach. Ich denke schon, dass er mich erkennt und gerne mit mir zusammen ist. Aber letztlich geht das Futter dann doch vor.............

[sisi]

Ich denke auch, daß sie sich der Herde noch nicht angeschlossen hat und auch nicht so recht einschätzen kann, wie sich die anderen Pferde verhalten. Auch wenn andere Pferde den Kontakt suchen, dann ist sie sehr unsicher. Hoffentlich lernt sie das noch.

Ansonsten ist es ja wirklich schön, daß sie so auf mich fixiert ist.

[Fuddi]

Das ist so ein interessantes Thema, deswegen bin ich mal so frei und stelle meine Frage jetzt mal unabhängig vom Eingangspost: wo fängt eigentlich das Vermenschlichen an und schadet es unseren Pferden? Da gehen die Meinungen ja doch recht auseinander hab ich so das Gefühl. Ich mein, klar, wenn jemand der Meinung ist, dem Pferd wär's kalt, es bräuchte deswegen ne dicke Decke und einen schönen warmen Stall, dann ist klar, dass hier das Vermenschlichen in die falsche Richtung läuft. Aber was ist mit kleinen Dingen, wenn jemand einfach so nen kleinen Spleen hat und sein Pferd vermenschlicht ohne dem Pferd (offensichtlich) damit zu schaden, ist es dann verwerflich?

[Gast]

Was genau meinst du denn mit kleinem Spleen und Vermenschlichungen die dem Pferd nicht schaden??

[Fuddi]

Na ich mein einfach im Allgemeinen... ich kannte zum Beispiel mal ne ältere Dame, keine Verwandten mehr, keine Kinder, Freunde waren auch schon alle tot, alles was sie hat ist ihr Pferd und sie behandelt das Pferd wie ihr Kind. Dem Pferd geht's gut, es wird weder aus falsch verstandener Tierliebe in Einzelhaft gehalten noch sonst was was ihm offensichtlich schaden könnte. Trotzdem hat sie das Pferd behandelt wie nen Menschen, wenn sie kam hat sie ihrem Pferd im Detail erzählt was sie an dem Tag schon gemacht hat und was sie noch vor hat. Sie hat das Pferd auch gefragt wie es ihm geht und was es schon erlebt hat. Sie hat es stundenlang betüddelt und war immer in Sorge, dass ihm was fehlen könnte. Wie gesagt, das Pferd war/ist ihr Kind. Das hat in dem Stall bei den anderen Einstellern oft Unverständnis hervor gerufen und ihr wurde oft vorgeworfen sie würde das Pferd zu sehr vermenschlichen, ich dagegen fand das nie wirklich schlimm. Das nur mal so als Beispiel, meine Frage ist einfach, wo fängt Vermenschlichung an und wo liegen die Grenzen, also wann ist das Vermenschlichen nicht mehr "gesund"?

[Solar]

Nö Pferd so betüdeln finde ich auch vollkommen ok. Ich finde die Art von vermenschlichen schlimmer, wenn Pferde von oben bis unten eingepackt werden, als wären sie totkrank. Nur zu zweien auf Koppel, wenn es regnet gar nicht usw. und so fort, Einzelhaft. Das sind die, die in der Regel nicht wissen, was ein Pferd wirklich braucht, dass sind für mich die schlimmsten.
Als ich noch selbst RB war bin ich einen Wallach geritten der auch sehr verwöhnt wurde, von hinten bis vorne, trotzdem konnte und durfte er Pferd sein. Der dicke Lord hats genossen. Manchmal kam die Besi schnell mal vorbei weil sie sooooooooo eine Sehnsucht nach ihrem Lordi hatte. Das ging so weit das es wegen Lordi Ehestreit gab. Der Mann sagte das er im nächsten Leben als Herr Lord auf die Welt kommen möchte, da würde er es besser haben! Das fand ich immer sehr lustig.

Manchmal stellt sich Luni auch an den Zaun und guckt mir hinterher aber nicht so oft. Ich habe dann immer den Eindruck, dass sie sagt "Komm mit!Hier ist es schön!"

[fribi]

Ich könnte mir vorstellen, dass es auch auf das Pferd ankommt. Nicht jedes Pferd lässt so mit sich umgehen, wie es Fuddi im Fall der älteren Dame beschreibt. Es gibt sicher auch Pferde, die dann das "Sagen" übernehmen und dem Menschen gegenüber unverschämt werden.

Aber wenn es dem Pferd nicht schadet und das Pferd durch die "vermenschlichte" Behandlung seine guten Manieren nicht verlernt, spricht aus meiner Sicht nicht viel dagegen. Ich nehme mein Pferd z.B. auch immer mal wieder einfach so in den Arm und sage ihm, was er für ein tolles Pferd ist Liest man so auch in keinem Buch über "richtigen" Umgang

[blondie]

hm also meine beiden machen das genauso @sisi das ist echt immer "schlimm" wenn sie dann da stehen und einen sagen wollen "hey öh nö komm doch zurück" ...

Ok wenns was zu mampfen gibt ist alles aussen herum egal, da zählt nur eins EEEEESSEN :oll:

@Fuddi
also ich finde das auch nicht schlimm

Ich für meinen Teil empfinde meine Pferde als Familienmitglieder... die gehören einfach dazu und ich quatsch die zwei auch ab und an mal zu

Zum Thema Vermenschlichen und Gesund... was ich so beobachten konnte in der Zeit wo ich in Trainingsställen unterwegs war... je mehr ein PFerd bedüddelt wurde um soeher wurde wegen jeder kleinen Macke der TA geholt allerdings gibt es auch den anderen Fall von wegen (Futter rein damit reicht nur nicht... ) Wenn dann von 8 PFerden 6 Rehe bekommen sollte man sich schon überlegen was da falsch läuft!

[PICO2001]

Ja ich finde auch, das Pferde bisl betüddeln schon mit bei sein kann! Aber ni auf die Art, die Solar schon angesprochen hat!!

Mein Pferd IST mein 3. Kind..als Fohlen habe ich ihm Bücher vorgelesen und auch jetzt rede ich viel mit ihm!!! Und auch mit anderen Pferden rede ich unheimlich viel und erzähle denen keine Ahnung was alles!!! Und ich bin überzeugt, dass die meisten sich dabei wohl fühlen!!!!!wie aber schon beschrieben gibt es auch hier einzelne Ausnahmen.

[Fuddi]

Ich muss schon ehrlich gestehen, dass mich die Antworten hier sehr überraschen. In meinem Umfeld ist das nämlich immer ein schwieriges Thema, wie das Beispiel der älteren Dame auch zeigt, ich musste mir auch schon oft anhören, dass ich meine Pferde vermenschliche und wurde dafür sogar häufig kritisiert, obwohl es meinen Pferden sicherlich nicht schadet. Deswegen hab ich auch meine Frage hier gestellt weil es bei den Leuten die ich kenne und in den Reitställen in denen ich unterwegs bin halt nicht normal ist und das Pferd dort meistens einfach nur as Nutztier gesehen wird dem jegliche Emotionen abgesprochen werden.
Und ich dachte schon ich wär nicht normal

[fribi]

Ich zitiere nochmal zur Erinnerung die Überschrift dieses Forums:

SANFTESPFERD
Ein anderes Forum rund um das Pferd, Haltung und Reiten.Uns ist es wichtig das Pferd als Ganzes zu betrachten.

Das erklärt, weshalb Du hier vielleicht andere Antworten bekommst als bei euch am Stall.........

Viel Spaß weiterhin hier bei uns - auch wenn wir vielleicht nicht "normal" sein sollten

[Trapper]

Hi

Vermenschlichen...hmm...
Darunter verstehe ich:
Die Haltungsbedingungen werden dem der Menschen angepasst
Worte und Futtergaben sollen eine Art von Dankbarkeit, Verständnis, gar Liebe erzeugen.
Das ergibt Probleme.

Wer gerne auf nem Stuhl sitzt und mit seinem Pferd redet...warum nicht?
Das tut dem Pferd nicht weh.

Solange man einem Pferd nicht den falschen Weg weist z.B. durch Lob, obwohl es sich falsch verhalten hat, kann man alles machen.
Ich möchte damit ausdrücken, das in den Momenten wo wir Führen / Leiten / Verantwortung übernehmen, wir auch Führer sein müssen.
Relaxen wir, dann können wir das auch in Richtung unseres Pferdes übertragen.
Dem Pferd ist es egal ob wir in der Nase bohren oder ihm von DSDS erzählen
Es mag die Ruhe, unsere liebevolle Stimme.

Es gibt keinen einzigen Grund sein Pferd nicht zu Lieben und ihm das nicht zu zeigen.
Den Harten, die das ablehnen, entgeht vielleicht ein wesentlicher Teil im Leben als Pferdemensch.

LG
Trapper

[Gast]

Gut Gesagt @Trapper

Meine Pferde stehen immer draußen. Aber erst seit jetzt fast 3 Jahren einfach auf nem Wiesengrundstück meiner SE. Das liegt mitten in nem Wohngebiet.
Im ersten Winter hatten wir den Veterinär da... warum? Weil es eine ältere Dame gab, die sich beschwärte, dass die Pferde bei jedem Mistwetter draußen sein müssten und nicht artgerecht gehalten würden. Dabei kam rum, dass der TA zwar da war, aber im Grunde nix zu beanstanden hatte. Die Ponys können in den Unterstand rein, es is immer Heu zur Verfügung, Wasser,... alles ok.
Für viele Leute ist es "Tierquälerei" wenn die Pferde mal nass werden, wenn sie im Schneesturm draußen stehen... wofür sie sich komischerweise selbst entscheiden...
Das ist für mich Vermenschlichung... wenn das Pferd mehr in der Wohnung gehalten wird, als da wo es hingehört... raus auf die Wiese.
Wenn Pferde sich nicht kebbeln dürfen... gehört nunmal dazu, wenn man mehrere Pferde zusammen hat.

Allerdings sich mit seinem Pferd zu unterhalten, zu schmusen (kommt natürlich aufs Pferd drauf an)... das halte ich noch nicht für bedenklich.

[Fellnase]

Es gibt keinen einzigen Grund sein Pferd nicht zu Lieben und ihm das nicht zu zeigen.
Den Harten, die das ablehnen, entgeht vielleicht ein wesentlicher Teil im Leben als Pferdemensch.

LG
Trapper

Und solchen kann ich nur eins raten: Kauft euch ein Fahrrad


Konsequentz und Tüddeln in richtigen Portionen zum richtigen Zeitpunkt sind das Beste.

[sisi]

Ich hab das Thema mal wieder hoch geholt.
Denkt Ihr, daß Pferde eifersüchtig sein können?
Immer wenn ich andere Pferde reite, dann hab ich das Gefühl, das mir von meinem Pony vorwurfsvolle Blicke zugeworfen werden.

[Fellnase]

Auf jeden Fall !
Wenn ich z.B. auf dem Paddock ein anderes Pferd anspreche, kommt mein Pony immer dazwischen und schickt das Pferd weg.

[Gast]

Jap, klar sind die eifersüchtig!!! Und wie!!!

[Serinka]

Ja! Auch untereinander. Als Pony & die Große in der Halle das Pferd einer Freundin kennengelernt haben, und Pony und sie sich freundlich beschnüffelten, hat sich die Große ständig dazwischen gedrängelt und gezickt

[sisi]

Schön, daß auch andere diese Erfahrung gemacht haben. Es wird ja eh jeder meine Schritte beobachtet, die ich am Stall mache, es sei denn, Pony ist gerade am fressen.

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