"Teure Salami"

[Gast]

Hallo alle zusammen!

Gestern war ich als Zuschauer und TT auf einem VS-Turnier hier bei mir in der Gegend und hatte dort ein Erlebnis, von dem ich jetzt unbedingt kurz erzählen muss:

Also, mein Pferd trägt, wie die wissen, die meinen Fotothread kennen, im Sommer einen sog. "Nüsternschutz", weil er ein massives Fliegenproblem hat und, sobald er "was auf die Nase bekommt" anfängt mit Kopfschlagen ( Head-Shaking ).

Nun war es ja bislang so, dass dieser Nüsternschutz auf nationalen Turnieren verboten war. Da die Ursachen von HS bislang unbekannt und auch sehr vielschichtig sind, wollte man auf den Turnieren vermeiden, dass kranke Pferde, deren Symptome durch den NS überdeckt werden, an den Start gehen.

Auf dem gestrigen Turnier sah ich dann aber ein Pferd, mit eben genau diesem Nüsternschutz ( NS ). Habe dann kurzentschlossen die Besitzerin ( geritten ist die Tochter, Mutter und Vater waren als Begleitung dabei ) darauf angesprochen und sie gefragt, ob der NS nun doch auf Turnieren erlaubt sei. Ja, ist er. Laut FN zumindest in Gelände- und Springprüfungen. In der Dressur ist es Richterabhängig.

So weit so gut. Wir haben uns dann noch eine Weile über das HS-Problem unterhalten und die Telefonnummern ausgetauscht. War wirklich eine sehr nette Frau, die auch schon viel Geld ausgegeben hatte um den Problemen ihres Pferdes bzgl. HS auf den Grund zu gehen. ( Es handelte sich bei dem Pferd auch um ein sehr teures Turnierpferd. )

Aber dann kam plötzlich der "Knaller":

Sie meinte, dass wenn das Pferd nicht mit dem NS starten dürfte und sich das HS-Problem nicht legt, er eine "sehr teure Salami" werden würde!

Zuerst habe ich noch geschmunzelt, weil ich das einfach nur für einen "dahingesagten Spruch" hielt, aber es war, wie sich kurz darauf heraus stellte, kein Witz! Denn man habe "das Pferd ja schließlich für die Tochter und als Turnierpferd gekauft", und wenn er dafür nicht zu gebrauchen ist, dann muss eben ein anderes Pferd her.

Ganz ehrlich: Ich war total baff! Klar, dass es viele Pferde gibt, die wegen "inakzeptablem Verhalten" geschlachtet werden, das ist ja kein Geheimnis, aber diese Unverblümtheit, mit der diese Frau das verkündete, die hat mich echt schockiert!

Zumal wir hier ja nicht mal vom "ganz großen Turniersport" reden, sondern von der Teilnahme an irgendwelchen "popligen Hepperles-Turnieren in Hintertupfingen", die im Großen und Ganzen kein Mensch interessieren!! Und dann wegen so einer läherlichen Stoffschleife ein anderes Lebewesen umbringen, das kann ja wohl echt nicht wahr sein! Da könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen!

So, das musste ich mir jetzt mal von der Seele schreiben. War gestern echt total fassungslos! Vielleicht bin ich aber auch einfach zu naiv für diese Welt...

LG, Nicole!

[Sagrei]

Ich kann dein Unverständnis nachvollziehen, aber ehrlich gesagt wundert mich so ein Verhalten nicht mehr.

Die Liebe zum Reitsport geht leider nicht in jedem Fall auch mit Liebe und Hingabe zum Tier einher.

[Gast]

Ich kann dein Unverständnis nachvollziehen, aber ehrlich gesagt wundert mich so ein Verhalten nicht mehr.

Mich im Grunde ja auch nicht. Aber ich ging halt bisher davon aus, dass sowas eher "hinter verschlossenen Türen" passiert. Aber so zu tun, als wäre das das "Normalste von der Welt", ist echt krass!

[rakete]

Wir sagen sowas auch oft aber im Spaß..."der kommt auf den Grill" oder ebend "der kommt in die Wurst",entscheidend ist da schon der Tonfall/Gesichtsausdruck , wenn die gute Frau das "ernst" gemeint hat ist der schon sehr schlimm!

Vielleicht meinte sie damit ja auch das das Pferd dann weg kommt und Töchterchen ein Neues,oder?

[Sagrei]

Ich glaube, für solche Leute muss das nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, weil es für sie was ganz normales ist. Das Pferd ist dort Mittel zum Zweck (und der scheint es, bunte Stoffschleifen zu sammeln).

Ich kann es nicht nachvollziehen, aber für mich ist Tierhaltung im Allgemeinen und Pferdehaltung im Speziellen auch offensichtlich etwas anderes, als es für diese Familie ist.

[Catana]

Als ehemalgier Turnierreiter muss ich auch sagen, überraschend ists nicht wirklich.

Ich bin ja auch "nur" die kleinen "Dorfturniere" gegangen, aber da trifft man auf den Abreiteplätzen immer Leute, die Ihre Pferde verbal und mit Gerte und SPoren durch die Gegend scheuchen und alles spannen bis die Beine fliegen. In einem Reiter-WB wohgemerkt! Das macht einfach keinen Spaß mehr und es fallen schnell solche Phrasen, die leider immer häufiger ernst gemeint sind.

Ich raunze auf dem Platz daheim auch gerne mal ein "Du kommst in die Wuuuhuuurst..." wenn Samu mal wieder auf blöd spielt und gewinnt. Aber ich denke nicht im Traum daran ein Pferd einfach auszutauschen.
Hab auch schon ein paar Paare gesehen, wo ich mir gedacht hab, das passt einfach nicht. Da haben sich beide Parteien nur sauer-geritten weil es nur zu Problemen kam. Dass man da über ein anderes Pferd nachdenkt finde ich nachvollziehbar den Punkt hatte ich auch, mit Dorena, meiner Ersten.
Aber nur weil die Schleife eine falsche Farbe hat (ich fand eh die Blauen am tollsten ud 80% meiner Schleifen aus WBs und Co sind rot ) das Pferd als Sportgerät auszutauschen ist nicht meine Welt. Solche Einstellungen sind der Hauptgrund warum ich nicht mehr auf Turniere geh.

[marlene´s chef]

seit vielen jahren trainiere ich bei einem höher qualifizierten trainer in einem reitstall 30km von mir weg. manchen leuten aus diesem stall ist besagter trainer zu teuer.
ein sechsjähriges mädel bekommt ein damals 15jähriges vs pony. sie war tschechische meisterin in der vielseitigkeit für m-ponys geworden. dieses mädel bekam das pony über kaum ein hindernis. das war eindeutig ein reiterliches problem. immer war das sch*** pony an reiterlichem unvermögen schuld.
vor zwei jahren kaufte papa ihr eine 10-jährige, schlecht ausgebildete 160cm große stute. im laufe dieser kurzen zeit bauten sich die gleichen probleme auf, wie bei dem pony. die stute wird in zwei jahren kaputt geritten sein. dann gibts halt ein neues.
jetzt ist das kind 12. reitet also sechs jahre. nach sechs jahren können meine kiddis auf a-niveau reiten. aber immer bei entsprechendem training.
ich trainiere auch sportlich orientiert aber der bezug zum lebewesen pferd steht immer an erster stelle.

[Gast]

Vielleicht meinte sie damit ja auch das das Pferd dann weg kommt und Töchterchen ein Neues,oder?

Nein, leider nicht! Habe nämlich extra nachgefragt, ob sie das Pferd nicht an jemand anderen, der keine Turniere reiten möchte, verkaufen will. ZB als Lehr-/ oder Freizeitpferd. Aber sie meinte dann, dass das keinen Sinn machen würde, weil das Pferd für einen Freizeitreiter zu hochblütig und schwer zu reiten sei...

[Solar]

Das Pferd ist für einen Freizeitreiter zu hochblütig und zu schwer zu reiten.Wasn das fürn Blödsinn???
Bääh wie dumm die Leute alle sind, ekelhaft.
Na ja uns haben se ja auch als lebensmüde bezeichnet als wir unser Stütchen geholt haben........bin gestern übrigens in der Sonne gemütlich übern Platz getingelt mit einem blütigem Pferd, komisch ne?
Mit Kopf gegen die Wand renn!!!!!! Das wird wirklich immer schlimmer in der Pferdewelt!

[Nedserd]

So ist es leider....
Siege, Siege, Siege was anderes zählt nicht. Und meistens sind die Eltern schlimmer wie die Töchter.

Deswegen müssen wir anderen weiter machen
Es schindet Eindruck wenn du dein Pferd liebst, wenn du es selber ausgebildet hast und dich nicht nur irgend wo drauf setzt.
Es muss nur mehr von uns geben

[Sagrei]

*ironiemodus an*
Nein, mal wirklich. Da haben die doch aaaaabsolut recht! Freizeitreiter können doch gar nicht wirklich reiten. Die meisten haben doch auch gar keine richtigen Pferde, sondern nur so alte, dumme, schlechte Klappergäule. So ein ausgesprochen schwieriges Pferd (wie alt war denn die Tochter? Welche LK ist sie gestartet?)... davon können wir doch nur träumen!!! Können wir Freizeitreiter denn überhaupt reiten? Wir gondeln doch alle nur durch den Wald und denken doch so Begriffe wie "Versammlung" bezeichnen die Kaffeetrinken am Stall...
*ironiemodus aus*

Ich geh mich mal übergeben...

[Gast]

@ sagrei: Gebe Dir vollkommen recht! Allerdings ist die "Freizeitreiterszene" an diesem Ruf teilweise auch selbst Schuld. Genau so, wie die Dressurreiter an ihrem "Rollkur-Image". Leider gibt es ( auch nach meiner Erfahrung ) viel zu viele, auf die dieses Klischee zutrifft.

Hinzu kommt das Problem, dass die modernen Turnierpferde nahezu ausschließlich auf Leistung gezüchtet werden und viele davon auch, von Haus aus, nicht mehr "ganz klar im Kopf" sind. damit wären bestimmt viele tatsächlich überfordert.

Ein Teufelskreis...

[Sagrei]

@Javellin

Das stimmt mit Sicherheit, da muss ich mich ja nur an unserem Stall umgucken, um einige dieser Vorurteile bestätigt zu sehen. Aber es sind diese Verallgemeinerungen, die mir da die Galle hochkommen lassen. Denn ich sehe auch, dass Freizeitreiten nichts mit unfähigem Feld-Wald-und-Wiesen-Gehoppel zu tun haben muss.

Ein Plädoyer klares dafür, die Scheuklappen abzunehmen und den Kopf aus der Klischeekiste zu heben. Die Welt (auch die der Reiterei) ist nunmal nicht schwarz/weiß. Ich möchte auf rot, gelb und grün nicht verzichten. Daraus lassen sich nämlich ganz fantastische Farben mischen!

[Nedserd]

Ich hab heut auch wieder was erlebt!!!!
A- Dressur, Töchterchen reitet und bekommt eine 6,3. Mutter und Tochter kannten anscheinend die als nächstes startende Reiterin ind fingen an: Naja der geht heut sowieso scheise und nach dem Schritt und dem Rückwärtsrichten wird das eh nix mehr.... Übelst gelästert.... Diese Reiterin bekam eine 6,4... Da haben die dort ganz laut gesagt: Ja hier gehts ja nicht gerecht zu....Die war ja überhaut nicht besser, wir waren doch um einiges besser...bla bla bla...
Ich stand nun daneben und hab das mitkommen. Hab ich dann gesagt: Man sollte es jedem gönnen...guckt die mich an als würde ich vom Mond kommen hat dann aber endlich ihr Klappe gehalten. Ich kann dann bei sowas auch nicht meinen Mund halten.
Übrigens... plaziert wurde ab 6,8 also die hatten beide nix auszurichten...
PS: Steini war 4.

[motzer]

Da bin ich doch immer wieder froh, ein Anebot aus meiner Jugendzeit abgewiesen zu haben.

War als Kind/Jungendliche oft mit einem Bekannten meines Vaters in der Schleyerhalle und der Hengstparade in Marbach. Irgendwann kam dann das Angebot:" Du bekommst ein Pferd und Reitstunden bezahlt, ABER nur solange Du erfolgreich Turniere gehst!" Eigentlich ein Traumangebot, aber nicht wenn man Prüfungsangst hat.

Bereut habe ich mein Nein dazu noch nie. Leider wurde ich danach nie wieder zu oben genannten Veranstaltungen mitgenommen. Die schönste Erinnerung an die Zeit. Das Pas de Trois zur Verabschiedung von Ahlerich.

[Gast]

War als Kind/Jungendliche oft mit einem Bekannten meines Vaters in der Schleyerhalle und der Hengstparade in Marbach. Irgendwann kam dann das Angebot:" Du bekommst ein Pferd und Reitstunden bezahlt, ABER nur solange Du erfolgreich Turniere gehst!" Eigentlich ein Traumangebot, aber nicht wenn man Prüfungsangst hat.

Leider wurde ich danach nie wieder zu oben genannten Veranstaltungen mitgenommen.

Das ist ja echt gemein- voll die Erpressung!

Gerade wenn man kein Berufsreiter ist, kollidiert das Reiten früher oder später ja sowieso mit anderen Dingen, wie zB Lernstress für die Schule. Und dann noch den Druck hinten dran, dass das Pferd wegkommt, wenn man nicht trotzdem regelmäßig auf Turnier geht und trainiert...

[motzer]

@ Javellin

Mein Gedanke dabei war vor allem der, was passiert, wenn das Pferd an seine Grenzen stösst!?

[Gast]

@ Javellin

Mein Gedanke dabei war vor allem der, was passiert, wenn das Pferd an seine Grenzen stösst!?

Altes Pferd weg, neues Pferd her?!

[motzer]

Eben! Und sowas mag ich gar nicht.

[Solar]

Geenau weeeilllll der Gaul ist immer schuld!

Ach man guckt euch doch an warum die Gäule nicht klar im Kopf sind, es sind die Haltungs- und Trainingsbedingungen die nicht wirklich besser werden. Ja und dann kommen die Menschen noch dazu, die nicht im Ansatz versuchen zu verstehen wie ein Pferd tickt.

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