Durchgänger anerzogen?

[cymberlie]

Hallo,
gestern hab ich mich seit langem mit einer Bekannten getroffen.

Wir kamen aus gegebenem Anlass zum Thema Durchgehen. Eine Aussage war, “ wenn ein Kaltblüter den Gang einlegt kann man da so schnell nichts mehr machen“. (Wenn Pferde ihre Kraft kennen und sie gegen den Menschen einsetzen, dann wird das Gewicht zur Nebensache, dann kann ein Pony schon verdammt viel Kraft haben)

Meine Meinung zu dem speziellen Fall ist: selbst Schuld wenn man das Tier schnell schnell zum Einfahren abgibt, nach ein paar Wochen verlangt das das Tier was vorher ganz roh und ungearbeitet war (noch nichts allzu viel von der Welt gesehen hat), ein Top-Kutschpferd wird. Und dann in ähnlich schnellem Verfahren das Pferd später noch (nebenbei) eingeritten wurde. Unregelmäßig gearbeitet wird, von 3 Personen (wo einer weniger einen Plan hat als der andere), aber jeden 2. Tag für 1 Stunde in die Führanlage geschmissen wird.
Mich wundert es dann nicht dass das Tier lieber selbst entscheidet und seine eigenen Wege geht. Woher soll es gelernt haben dass man dem Mensch vertrauen kann.
Vertrauen ineinander und eine solide Grundausbildung (vom Boden aus) ist für mich die Basis, auf die man aufbauen sollte und nicht erst alles an Können-verlangen wollen und sich dann wundern das nichts klappt. Das Tier sogar zur Gefahr wird!
Die Bekannte und ich während des Gesprächs festgestellt das sich unsere Einstellung zum Pferd in den letzten Jahren noch mal um einiges verändert hat. Die KB Besi ist eine Frau die wir beide kennen, aber nichts mehr mit zu tun haben.
Wie seht ihr das?
(Ausnahmen jetzt die Pferde die einen schlimmen Unfall mit erlebt haben oder aus schlechter Haltung, das die schreckhafter sind und länger brauchen bis sie Vertrauen aufbauen ist mir klar.)
Liebe Grüße

[fribi]

Nun ja, zunächst würde ich auch sagen, wenn ein Kaltblut den Gang einlegt, dann wird es schwierig........ ABER - die spannende Frage ist doch, WARUM es den Gang einlegt. Ganz offensichtlich doch, weil es seinem Menschen nicht vertrauen kann!

Und ja, das kann durchaus mit dem Tempo der Ausbildung zusammenhängen. Ich sehe das schon so wie Du, cymberlie!

[Catana]

Ich kann dir da recht geben. Gerade bei den ersten Schritten, sei es vor der Kutsche, unterm Reiter oder auch "nur" an der Longe oder der Hand muss man sich Zeit nehmen und planen.
Wir haben auch eine Besi die ihr Pony gerne "mal eben" selber einreiten möchte. Gestern das 2. mal den Sattel drauf gehabt und laut eigener Aussage nächsten Monat schon Ausreiten wollen.

Diese "ersten Male" sollten gut überlegt und durchdacht sein, denn wenn da etwas schief geht, bleibt die Erfahrung für das Pferd lange lange Zeit erhalten. Manchmal bekommt man Unsicherheiten oder Verspannungen aufgrund solcher "Hopp-Hopp-Aktionen" nie wieder raus.
Wie will ich denn jemals entspannt schwimmen, wenn man mich beim lernennur unter Wasser gedrückt hat. Welcher Reiter geht jemals wieder einen Sprung wenn der RL ihn als erste Aufgabe vor bzw. in einen L-Sprung setzt?

Da darf man sich echt nicht wundern, wenn man sich Durchgänge, Steiger und Buckler heran ausbildet.

Und zu der Ausage über KBs...Nunja...Ich habe selber wenig Erfahrung mit Kaltblütern, aber ich habe schon diverse auf Turnieren bis in Klasse M-Dressuren gesehen. Nur weil sie stabiler sind, heißt das doch noch lange nicht, dass sie "beratungsresisternter" gegenüber Hilfen sind, oder?

[Gast]

Kann mich euren Meinungen nur anschließen.
Ein Pferd und auch man selbst kann nicht korrekt arbeiten, wenn es vorher berhaupt nicht gearbeitet wurde. Sowas werden dann häufig schreckhafte Pferde, klingt jedenfalls logisch für mich. Durchgänger natürlich auch - wenn ein Pferd sich nicht wohl fühlt beim menschen, flieht es natürlich. Kann ich voll und ganz nachvollziehen.

Im Bezug auf die Aussage über KB: Das ist bei jedem Pferd so - nur hat ein Kalti noch mehr Masse meistens und das schreckt viele ab. Die kleinen Shettys legen auch schnell mal n flotten Gang ein und sind teilweise auch kaum noch zu bremsen.

[azgirl]

Ich sags immer wieder , er kommt auf die Grundausbildung an.
Man richtig sich immer nach dem Pferd wie lange es braucht und nicht nach menschlichen Zeitplaenen.
Es braucht eben solange wie es braucht !!!

Es ist egal ob es ein Minipony ist oder ein Kaltblueter.
Ein Pferdchen darf niemals heruasfinden dass es physicalisch staerker ist als du.
( auch ein Minipony kann dich naehmlich ueber den Rasen schleifen).
Deshalb ist es die Pflicht des Menschen dem Pferdchen eine respectvolle Ausbildung zu goennen und ihm immer geistig vorraus zu sein.


Bei einem Reitpferd kannst du ja noch einiges machen wenn es mal durchgeht.
z.B.der one-rein-stop.
Pferdchen auf einem Zuegel in einen Kreis reiten bis du wieder controlle hast.
Ich moechte mir das aber erst gar nicht vorstellen wenn so ein unausgebildestes Kraftross mal an einer Kutsche mit dir durchgeht.

Fuer mich unverstaendlich und undverzeihlich.

[blondie]

Stimmt kann mich da nur anschliessen...

Wobei mein Haffi damals auch gerne mal nen Zahn zugelegt hat... Warum? keine Ahnung - Übermut, Beine schmeißen, sich beweisen? Der kleine war nicht einfach früher da hab ich öfter den Boden geknutscht als es mir lieb war
Jetzt wenn er seinen Rappel hat (was gott sei dank eher selten bis gar nicht vorkommt) meistens im Frühjahr wenn das Gras das sprießen anfängt... wenn man dann über eine Wiese reitet *uh* also da muss man sich schon auf was gefasst machen, ich vermeide es manchmal aber unausweichlich. Da kann es schon mal passieren das mit ihm die "Pferde" durchgehen aber ich denke das liegt bei ihm einfach am Übermut. Ich strafe ihn nicht dafür er muss dann im Schritt zurück und im Schritt die Strecke nochmal laufen.

Egal ob Pony, WB, oder auch KB sobald ein Pferd weiß wieviel Kraft es hat wird es schwierig und da gibt es auch sehr brenzlige Situationen.

Wobei ich eigentlich fast der Meinung bin das sie das wissen nur das sie uns eben vertrauen und bei "uns" bleiben weil wir sie schützen wenn "Gefahr" droht. Und das ist der Knackpunkt

Vertraut uns ein Pferd ist es egal ob 150kg oder 1000kg, genauso umgekehrt.

@Azi
hm das mit dem Kringelreiten schön und gut aber in der Praxis *puh*
Durchgänger sind verdammt schnell... ich habe es damals so gehandhabt wenn sich das Pferd nicht regulieren ließ und die Strecke es zugelassen hat, wenn es langsamer wurde hab ich es weiter getrieben bis ich gesagt habe das wir langsamer machen.

Wenn die Strecke es nicht zuließ hab ich immer nach iwelchen Abzweigungen geschaut wo es Bergauf ging, da schalten die meisten auch einen Gang runter.

[Raven82]

Puh das ist echt nen heißes Eisen, wir hatten das Thema auch gestern im Stall. Bei uns steht ein Noriker, der ist leider nicht ganz gesund und die Besi sagte Gestern noch wenn er Fit ist dann mag er es gern schnell. Leider hat sie dann kaum eine Chanche in zu höten. Wir sind gestern im besagtem Pferd im Gelände gewesen und bei ihm hast du ganz klar gesehen das der einfach nur Spaß am laufen hatte. Leider wir auch da das Komado etwas kontroll los.
Ich denke das fribi nicht unrecht hat man sollte sich immer versuchen die Hintergründe zu suchen, junge Pferde wollen sich alle immer wieder ausprobieren. Meine junge Stute ist da auch nicht ein stück besser wenn die darf wie sie will dann läßt auch sie gern mal ne Runde dampf ab.
Zum Glück bleibt sie kontrollierbar dabei!

[Gast]

Ich hab ja nun auch so ein kleines "Kraftpaket" und leider weiß sie ganz genau wieviel Kraft sie alleine in ihrem Halsmuskel hat. Das hat sie allerdings nicht bei mir, sondern bei den Vorbesitzern gelernt Dass sie damals beim Probereiten eine Kandarre im Maul hatte und man mir angeboten hat, ich dürfte sie so auch gern im Gelände testen, spricht Bände, oder?

In den ersten Wochen / Monaten hat Meggy so manchen Ausritt auf ihre Art und Weise beendet: Ins Gebiss gebissen, Hals angespannt und im gestreckten Galopp nach Hause.

Nach 2,5 Jahren kann ich jedoch von einer drastischen Verbesserung berichten. Wenn sie wirklich mal erschrickt / keine Lust hat o.ä. dann trabt sie vielleicht mal an, bleibt aber kontrollierbar und steht dann auch bald wieder an den Hilfen. Wir haben halt entschieden es langsam anzugehen, neue Gegenden erst einmal nebeneinander bei einem Spaziergang zu erkunden und alles über die Vertrauensschiene laufen zu lassen.

PS: Die Volte im Gelände hat mir damals so manches mal den Ar*** gerettet - Zumindest wenns Pony auf eine Straße o.ä zulief. Ansonsten halte ich es wie blondie: Du willst laufen? Dann aber genau so lange, wie ich es will !!!!

[azgirl]

@Azi
hm das mit dem Kringelreiten schön und gut aber in der Praxis *puh*
Durchgänger sind verdammt schnell... ich habe es damals so gehandhabt wenn sich das Pferd nicht regulieren ließ und die Strecke es zugelassen hat, wenn es langsamer wurde hab ich es weiter getrieben bis ich gesagt habe das wir langsamer machen.

Wenn die Strecke es nicht zuließ hab ich immer nach iwelchen Abzweigungen geschaut wo es Bergauf ging, da schalten die meisten auch einen Gang runter.

@ blondie
Yup. Das mit Kringelreiten war ja nur ein Beispiel.
Kommt immer wieder auf das Terrain an, wieviel Platz du hast und die Umstaende was mach evtl. machen koennte.

Ob das nun eine Volte ist z.B. im Strassenverkehr, oder wie ich es mach hier draussen in der Pampa.
Grosse Circle reiten, auf beiden Seiten des Pferdes , vieleicht um einen Bush, Baum, anderes Pferd usw.
Wenns Pferdchen Kraft hat zum rennen dann kann es auch arbeiten .
Ich versuch das aber auch gleich zu unterbinden wenn ich merke das Pferdchen versucht unerwuenscht loszu joggen. Seine Concentration soll ja immer bei mir bleiben und meine bei ihm.

Aber ganz ehrlich gesagt , man moechte sich ja auch mal relaxen auf dem Pferdchen .
Meistens erschrickt sich dann ein Pferdchen von was und auf einmal bist mit 180 auf den Weg nach Guetersloh. Weiter treiben , einen Berg hoch , ( die Energie rausbringen ) das ist auch gut.
Im Stadtverkehr Pferdchen in eine Enge reiten, Parkplatz , Vorgarten von jemanden sein Haus kann auch helfen es wieder unter controlle zu bringen.
Bin auch schon anderen Leuten nachgaloppiert deren Pferd durchgegangen ist, weil sonst das Pferd in den Verkehr oder einen Abgrund gerannt waere, um es zu stoppen.
Oder wir haben das Pferd /Reiter, von dem wir wussten dass es durchgeht wenn da ein Laster kommt , mit unseren Pferden " umzingelt " damit es nicht loskann, und es sich sicherer fuehlt.

Da giebt es einige Sache die man machen kann.

Pferde sind Fluchtiere und unberechenbar. Das darf man nie vergessen.
Hab mal von einem alten Zweispaenner-team gelesen wo eins der Pferde auf einmal losgerannt ist, das andere musste ja mit , und sie sind mit der Kutsche in einen See gerannt wobei das andere Pferd dann ertrunken ist.
Das Kaltblut- team hat fuer 20 Jahre zusammen gearbeitet. Die waren immer lammfromm und gehorsam.
Keiner weiss was das Pferdchen an dem Tag gestochen hat.

Eine solide und respectvolle Grundausbildung , Vertrauen usw. sollten aber dennoch immer Vorhanden sein . ( Bodenarbeiten , Spook in Place usw.)

Auch Pferdchen die viel Bewegung/ Arbeit bekommen und ausgeglichen sind neigen weniger zum duchgehen.
"Wet saddle -pads makes vor a good horse " , sagt man hier.

Pferde die viel" eingesperrt " sind , dann geputzt werden, aufgesattelt und dann so arbeiten sollen , tja , die haben alles andere im Kopf als sich nun auf Arbeit zu concentrieren.
Die kommen endlich raus , fuer sie wieder was neues - da giebt es andere Einfluesse, Geraeusche, Gerueche , Bewegungen usw.

Ich teste meine Pferdchen in der Arena before ich sie raus ins Gelaende nehme.
Frage Gehorsamsuebeungen ab , vom Boden und von Sattel aus.
Sind sie zu uebermuetig , wird zuerst etwas gearbeitet.
Natuerlich ist das kein Heilmittel aber es giebt mir ein besseres Feed-back von meinem Pferd seinem mentalen Standpunkt.
Es zeigt mir wie es heute drauf ist und ich waehle dann aus wo es heute sicherer ist zu reiten oder ob wir lieber in der Arena bleiben.

Der Charcter eines Pferdes spiel auch eine Rolle, manche sind eher relaxed, manche hibbeliger.

Aber ich hab schon relaxte Pferde gesehen die durchgegangen sind wo ein hibbeliges Pferd sein " cool " behalten hat. Wuerde mich da nicht so festlegen.

[blondie]

Stimmt Azi das kann ich ebenfalls Berichten

Bei uns waren es schon 2 Gespanne die ebenfalls schon ewig zusammenliefen die durchgingen beim einen Unfall Kutscher tot beim anderen haben wir ein Pferd gefunden was bei uns am Hof gestanden, Stänge waren ums Bein gewickelt hatten sich richtig reingefressen... *grusel* das war ein Bild ... das PFerd war fix und alle.

Zwei Reiter im Wald, Pferde gingen durch das eine rannte ungebremst auf einen Traktoranhänger musste noch vor Ort eingeschläfert werden, der Reiterin ist ausser ein Armbruch weiter nichts passiert (sie ist nie wieder aufs Pferd)

das sind wirklich gruselgeschichten die aber leider wahr sind...

Mein Haffi ein grund ehrlicher ruhiger Kerl manchmal überkommts ihn

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