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auf dem Holzweg bzw. zu sanft im Umgang? (lang!!!)

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Beitrag von soraya Mo März 30 2015, 21:01

Hallo,  Lächeln

wie ich schon mal irgendwo gepostet habe, habe ich seit ca. 2 Monaten ein 28-jähriges Pflegepferd. Zuvor habe ich kaum etwas praktisch über den Umgang mit Pferden gelernt (außer das bisschen was man beim Reitunterricht mitbekommt  Rolling Eyes ), sondern immer nur viel gelesen darüber. Nun bin ich also dabei meinen Weg im Umgang mit diesem Pferd zu finden, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich mit meiner Art nicht eher auf dem Holzweg bin. Leider gibt es in meinem Bekanntenkreis keine Pferdeexperten, außer so pauschale "du-musst-dich-durchsetzen"-Tipps-Geber.  Bäh Mir ist klar, dass es nicht DEN Weg gibt, der für alle Pferde gleich gut geeignet ist, aber vllt gibt es doch ein paar hilfreiche Dinge, die immer bzw. oft zum Erfolg führen. Ich versuche mal den Umgang, den ich mit meinem Pflegepferd pflege ein wenig zu beschreiben, obwohl das natürlich in all seinen Facetten in dem begrenzten Rahmen nicht so einfach ist.

Ich möchte zu meinem Pflegepferd gerne eine sanfte, freundliche Beziehung haben, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht, mit Konsequenz statt Dominanz.

Ich versuche ihm diesen Respekt entgegen zu bringen indem ich ihn nicht einenge, sondern Freiräume lasse und wo es geht Druck vermeide (Bsp: Führen am langen Strick, freies Clickern am Platz, nicht alles verbieten wie z.B. angebunden am Strickende ziehen oder bewegen in Maßen).

Die sanfte, freundliche Art zeichnet sich dadurch ab, dass ich versuche unerwünschtes Verhalten nie mit physischen Druck zu korrigieren und immer ruhig bleibe. Manches wird einfach ignoriert (z.B. Scharren, kleinere Schnapper), wenn es nicht anders geht möglichst nur mit Körpersprache korrigiert (z.B. wenn Pferd von selbst losläuft). Jegliches erwünschte Verhalten wird mit Lob (verbal oder Futter) je nachdem mehr oder weniger honoriert, auch wenn es noch so banal ist (z.B. Halfter anziehen). Außerdem versuche ich Übungen möglichst nicht so weit kommen zu lassen, dass sie fehlschlagen und das dann Pferd korrigiert werden muss bzw. die Belohnung ausbleibt, sondern versuche abzuschätzen, was geht und fordere lieber weniger und das Pferd hat ein Erfolgserlebnis (gutes Bsp. bei uns ist dafür das ruhige Stehen bleiben neben mir beim Führen...da ist er immer recht ungeduldig).

Ich weis natürlich, dass man rein mit so einer sanften Art bei den meisten Pferden nicht weit kommt und als Gegenstück Konsequenz erforderlich ist. Bei mir wird das umgesetzt indem alles was einmal erlaubt wurde immer erlaubt ist und das gleiche mit Verbot. Verboten ist z.B. beim Putzplatz am Holz rumzuknabbern, weil es einfach den Stall kaputt macht. Außerdem bestimme beim Führen immer ich den Weg und Gras wird nicht gefressen. Wenn er angebunden zu viel herumhampelt stelle ich ihn wortlos auf seinen Platz zurück. Außerdem gibt es erst Futter bzw. gehen wir zurück in den Stall, wenn er eine zeitlang brav dasteht.

Ich hoffe, dass ihr es jetzt so grob umreißen könnt. Da ich ihn nicht reite, recht wenig verbiete und Übungen eher einfach gestalte, bekommt er kaum Druck von mir zu spüren, zumal Clickern rein über positive Verstärkung geht. Trotzdem -und vielleicht gerade deswegen?- habe ich das Gefühl, dass er mich nicht so richtig ernst nimmt, sprich mir nicht den gleichen Respekt entgegen bringt. Er ist zwar kein Büffel, aber es kommt schon öfter mal vor, wenn er nah an mir steht, dass er seinen Kopf dreht und dabei an meinen stößt. Selten stupst er mich auch mal leicht mit dem Kopf in den Bauch. Zudem hält er nicht besonders viel von Abstandhalten und leckt mich gerne ab, was dann auch mal in knapsen übergeht. Von seinem Besitzer ist er eher einen dominanten Umgang gewohnt, da hat er nichts zu lachen.

Ich frage mich daher, ob es nicht doch besser ist mehr durchzugreifen, also z.B. mehr Sachen verbieten? Oder Übungen gewollt öfter mal missglücken lassen, damit ich ihn korrigieren kann und er merkt wer das Sagen hat? Weil momentan gibt es relativ wenige Situationen wo ich zeigen muss "so nicht". Ich habe ja gehofft, dass er mir den Umgangston bzw. die Freiheiten, die er bekommt, anrechnet und freiwillig gerne Respekt entgegenbringt. Aber vllt ist das etwas naiv gedacht und meine Art ist schlicht und einfach zu lasch? Vllt ist es besser zu Anfang mehr zu fordern bzw. zu verbieten und erst dann, wenn der Respekt da ist, es wieder lockern und nicht gleich von Anfang an die lockere Tour?

Am Vertrauen hapert es auch noch. In für ihn potenziell gefährlichen Situationen handelt er für sich selbst und achtet kaum mehr auf mich, weshalb wir auch nicht spazieren gehen können. Auch hier habe ich gehofft, dass durch meine ruhige, freundliche Art das Vertrauen von alleine kommt. Oder ich strahl unterbewusst so viel Unsicherheit für ihn aus, dass es nicht klappen mag. Oder weil ich mit meiner sanften Art kein guter Anführer in seinen Augen bin?

Tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist und für pferdeerfahrene Menschen wohl eher nervig...aber ich befinde mich momentan auf der Suche und weis gar nicht mehr was richtig und falsch ist. Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob wirklich auf dem Holzweg bin oder ob ich es schon ganz richtig mache und alles nur eine Frage der Zeit ist zumal 2 Monate nicht lang sind? Verwirrt bin Es wäre super hilfreich, wenn mir jemanden sagen würde "richtig, genauso weiter" oder "so erreichst du sicherlich keine gesunde Beziehung" und was ich besser machen könnte, aber das aus der Beschreibung hier abzuleiten wird wohl eher schwierig sein...
Nichtsdestotrotz freue ich mich über eure Meinungen und Einschätzungen (auch wenn sie noch so hart sein mögen)!! Lächeln
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Beitrag von Fliegenschimmelchen Mo März 30 2015, 22:06

Als aller erstes möchte ich dir Sagen, dass es mit dem Erarbeiten von Vertrauen und Respekt bei manchen Pferden einfach etwas länger dauert. 2 Monate sind gar nicht soo lange. Ich zum Beispiel habe über ein halbes Jahr gebraucht um mein sehr misstrauisches Pferd für mich zu gewinnen.

Ich denke nicht das der Umgang mit deinem Pflegepferd zu sanft ist. Prinzipiell ist ein sanfter und respektvoller Umgang mit einem Mitgeschöpf sprich Pferd doch sehr gut.

Allerdings denke ich schon das du etwas mehr Grenzen setzten solltest. z.B. solltest du auf einen gewissen Abstand bestehen und ihm auch Zeigen du darfst mir nah sein aber wenn ich möchte das du Abstand hältst dann tust du das bitte auch. ein Tipp hierzu. Mein Pferd neigt dazu wenn er leckerlies bekommt mir auf die Pelle zu rücken, also habe ich ihm beigebracht das ein schnipsen vor die Brust mit dem Wort "Zurück" bedeutet das er einen Schritt rückwärts geht und dort bleibt.
Was gar nicht geht ist das Kneifen hier solltest du deutlich sagen das das so nicht geht!

Ich würde an deiner Stelle auch die Übungen nicht absichtlich so gestalten, dass sie Missglücken. Wenn es mal nicht klappt ok, aber ich würde nicht Sachen vom Pferd verlangen die es in voraus nicht meistern kann. Das ist nur frustrierend für beide Seiten. Außerdem wird das Pferd bald raus haben welche Übungen nicht machbar sind da du eine andere Ausstrahlung haben wirst als bei Übungen von denen du denkst das er sie schaffen kann.

Ich denke du solltes dir vorab überlegen welche Sachen das Pferd bei dir darf und welche nicht. Es bringt meiner Meinung nach nichts wenn er erstmal gar nichts darf und später wenn du denkst, dass du seinen Respekt hast auf einmal alles darf.

Wie verhält er sich denn in den gefährlichen Situationen? Was macht er genau? Hast du die Möglichkeit die Situationen in einem Umzäunten Gelände nachzustellen?

Mein Pferd ist im Gelände manchmal auch nicht so einfach. Zum Beispiel hat er eine kleine Macke wenn er fremden Pferden begegnet (auch wenn Pferde auf ihn zugelaufen kommen. Dann fängt er an wie ein kleiner Ferari zu prusten und den Schweif in Arabär manier zu stellen und rumzutraben. Aber er "macht" nicht mehr. Wenn ich weiter geh beruhigt er sich wieder. Am Anfang unserer gemeinsamen Zeit hatte ich schreckliche Angst vor solchen Situationen und dadurch wurden sie schlimmer. Aber mit der Zeit haben wir beide uns besser kennengelernt und ich hab gemerkt er regt sich zwar auf ist aber händelbar. Und seit dem regt er sich nicht mehr so auf und ich bleib auch ruhiger.



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Beitrag von Amigo1595 Mo März 30 2015, 22:21

Also, ich finde es toll, dass du versuchst dich da so reinzufuchsen!  Smile

Ein sanfter und vertrauensvoller Umgang ist ein tolles Ziel, super!  Smile

ABER: Zum einen dauert es u.U. "ewig" bis ihr ein so intensives/vertrauensvolles Verhältnis habt, das kommt ein wenig auf den Typ Pferd an mMn. 2 Monate sind in deiner Situation noch nichts, da du selbst ja auch noch "etwas auf der Suche" bist.

Ruhig und sanft ist wunderbar, schön und gut - ABER Sachen wie Schnappen bspw. geht absolut gar nicht!!! Hier solltest du wirklich von ANfang an definitiv recht deutlich konsequent sein, je öfter du "kleine Knapser" durchgehen lässt, desto schwieriger wird es später - ist meine Erfahrung! Hier würde ich echt deutlich werden, jeden Versuch im Kein ersticken, z.B. durch einen "Klaps" auf die Nase (NEIN ICH REDE HIER NICHT VOM SCHLAGEN!), oder wenn das nix für dich ist, ein deutlicher Rütteler am Strick o.ä. Was da für euch passt musst du herausfinden.

Viele Fragen beantwortest du dir selber, du sagst er vertraut dir nicht in "gefährlichen Situationen" weil du evtl. nicht genug ernst genommen wirst von ihm?! Genau so sehe ich das! Eine Pferd-Mensch-Beziehung darf und soll unbedingt liebevoll und freundlich etc. sein, aber die Rangordnung muss trotzdem klar sein! Es gibt ein Leittier, das solltest du als Mensch sein und darstellen, dein Pferd fühlt sich sonst unsicher und nimmt es selbst in die Hand in bestimmten Situationen zu agieren/reagieren. Und wenn das passiert hast du wenig Chance da durchzudringen zu ihm, denn er sieht dich absolut nicht als "Leittier" an.

Wie gesagt, ein schönes Miteinander als Ziel ist SUPER!!! Aber der Weg dahin wird sich nicht immer zu 100% mit "Dutzi Dutzi" machen lassen, das wird nix mEn...

Das sind nur meine Gedanken auf die Schnelle!  Zwinker
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Beitrag von Echo Di März 31 2015, 07:14

Also ich glaube der Trick an der Sache ist, sich da gar nicht so viel Gedanken zu machen sondern Konsequent eine Linie zu fahren.

Bei mir z.b.:
Spazieren oder Führen, Pferd zieht zum Futter: Strickruckler oder Strickende vor die Brust
Schnappen / Beißen in bös gemeinter Absicht: "Ohrfeige" dahin wo ich gerade am besten hin komme + verbales Nein
Ausschlagen nach mir: "Ohrfeige" dahin wo ich gerade am besten hin komme / Stickende was ich gerade treffe + verbales Nein
Scharren: Verbales Nein und bei nicht befolgen nen Klapps.
etc.

Ich bin wirklich kein Pferdeprügler aber mein Pferd weiß schon wofür er bestraft wird und was er besser lässt.
Dadurch weiß er eben auch ohne ständiges Loben oder Leckerchen reinschieben für Dinge die selbstverständlich sind das er etwas gut macht.

Wichtig ist meiner Meinung nach die prompte Reaktion und die entsprechend angemessene Höhe von Lob und Strafe für die Situation genauso wie die richtige Einschätzung ob das Pferd mich gerade verarscht und deshalb am Strick herumspringt oder ob es wirklich Angst hat und sich für mich aber soweit zusammenreißt das es nicht losgaloppiert und mich stehen lässt.
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Beitrag von Amigo1595 Di März 31 2015, 08:50

Gut geschrieben [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]!!!!!  Yes
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Beitrag von Teami Di März 31 2015, 09:59

Ich bin da auch Echos Meinung. Ich glaube auch, du denkst zuviel nach. Wenn du dich in Situationen unwohl fühlst, wie z.B. wenn er dich anknabbelt, dann solltest du ihm das verbieten. Ich habe mein Pferd jetzt 13 Jahre und seit einigen Jahren sind wir an einem Punkt, wo ich wirklich so gut wie gar nicht mehr bestrafen oder maßregeln muss.  Ich schlage auch keine Pferde, mein Mittel der Wahl ist, rückwärts schicken , unbequem werden und ja, wenn mein pferd die Regeln nicht einhält, bin ich nicht wortlos, sondern werde auch mal laut. Das erspart mir häufig weitere Maßnahmen. Ich glaube auch, dass man Kinder erziehen muss und ihnen Grenzen setzen muss, sie verlangen danach. Und Pferde ganz bestimmt.
Was sagt denn dein Bauchgefühl, wenn du mal danach handelst?
Natürlich heißt nach Bauchgefühl handeln, nicht, dass man aus Wut oder Schmerz emotional handeln sollte , das ist sicher nicht richtig.
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Beitrag von pusteblume62 Di März 31 2015, 12:56

Eine sanfte, freundliche von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung, die auf positiver Verstärkung aufbaut ist ein erstrebenswertes Ziel. So ein Ziel hat man nicht von heute auf morgen. Zumal Dein Pflegepferd schon 28 Jahre alt ist und scheinbar Erfahrungen gemacht, die anders aussahen.
Du schreibst, das Du noch nicht allzuviel Erfahrungen im Umgang mit Pferden hast, dafür finde ich, machst Du schon vieles richtig. Der Weg ist das Ziel. Ihr kennt Euch beide noch nicht lange. In einer Beziehung muss jeder den anderen erstmal kennenlernen und darf auch mal seine Grenzen austesten. Eine Beziehung muss wachsen, wie eine Pflanze.

So nach dem Motto: erst kommt das Sie, dann das Du und dann das wir.

Ich habe mein Pflegehotti jetzt 2 Jahre und kann sagen, das ich diese Zeit brauchte und wir sind immer noch nicht am Ziel. Anfangs suggerierte mir der Besitzer, das Pferd Chef in der Herde ist und dominant. Das hat mich dazu geführt, entsprechend streng und auch mit einer inneren angespannten Haltung mit dem Pferd umzugehen. Das -weiß ich heute- war nicht der richtige Weg.
Ich habe jetzt eine andere innere Haltung, wenn ich mit ihm umgehe (liebevoll, sanft und doch konsequent, aber nicht zu emotional).

Ganz konkrete Tipps kann ich Dir hier eher nicht geben, da müsste man dabei sein um die Situation und das was dazu geführt hat beurteilen zu können.
Ich denke, Du bist schon auf einem guten Weg.

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Beitrag von mohirah Di März 31 2015, 13:20

Zuerst mal: zwei Monate sind eine sehr kurze Zeitspanne, das reicht bei weitem noch nicht, damit sich eine solide Vertrauensbasis entwickeln kann. Da solltest du eher in Jahren denken, wenn du das überhaupt irgendwie zeitlich bemessen willst. Vertrauen kann man nicht üben und es ist auch nicht plötzlich da, sondern es muss wachsen und dafür braucht es Zeit und einen Umgang mit dem Pferd, der auf beiden Seiten das Vertrauen fördert. Denn Vertrauen muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Nach allem was du schreibst, vertraust du deinem Pferd selbst ja auch noch nicht so richtig und auch dir selbst nicht. Da kannst du umgekehrt auch noch kein volles Vertrauen erwarten. Solange du selbst noch unsicher bist, merkt dir dein Pferd das einfach an. Und dann ist es auch nicht bereit, sich z. B. beim Spazierengehen auf dich zu verlassen, weil es dir aus seiner Sicht eben einfach (noch) an Führungskompetenz fehlt.

Grundsätzlich finde ich deinen Umgang gut und pferdegerecht.  Smile Viel Lob, für alles was dein Pferd gut und richtig macht, falsches Verhalten, sofern möglich ignorieren, Strafen nur im Notfall.

soraya schrieb:Außerdem versuche ich Übungen möglichst nicht so weit kommen zu lassen, dass sie fehlschlagen und das dann Pferd korrigiert werden muss bzw. die Belohnung ausbleibt, sondern versuche abzuschätzen, was geht und fordere lieber weniger und das Pferd hat ein Erfolgserlebnis
Genau so finde ich es richtig und dabei hat nicht nur das Pferd ein Erfolgserlebnis, sondern auch du, das ist nämlich auch sehr wichtig!  Yes Auf gar keinen Fall würde ich die Übungen bewusst so gestalten, dass sie misslingen und du dann korrigieren musst.  No Das halte ich für einen grundverkehrten Ansatz!

soraya schrieb:Ich weis natürlich, dass man rein mit so einer sanften Art bei den meisten Pferden nicht weit kommt und als Gegenstück Konsequenz erforderlich ist.
Woher weißt du das? Eigene Erfahrung? Oder erzählen dir das vielleicht die Leute im Stall? Und wie kommst du eigentlich darauf, dass Konsequenz das Gegenstück zu sanft ist? Man kann gleichzeitig sanft und konsequent mit dem Pferd umgehen. Sanftheit und Konsequenz schließen einander nicht aus, sie ergänzen sich!  Zwinker

Was den Respekt betrifft, der drückt sich nicht dadurch aus, dass der Mensch dem Pferd alle möglichen Freiheiten einräumt, sondern darin, dass er das Wesen Pferd begreift und entsprechend seinen arttypischen Bedürfnissen behandelt. Der Respekt drückt sich dahber bereits aus in der Art der Haltung und Fütterung und natürlich auch im Umgang. Es kommt beim Umgang aber nicht auf größtmögliche Freiheit an, sondern darauf, dass du mit dem Pferd so kommunizierst, dass es dich versteht und dass es keine Angst vor dir bekommt. Es ist also absolut in Ordnung, wenn du dem Pferd Grenzen setzt, aber eben so, dass es sie versteht und dadurch nicht eingeschüchtert wird.

soraya schrieb:Er ist zwar kein Büffel, aber es kommt schon öfter mal vor, wenn er nah an mir steht, dass er seinen Kopf dreht und dabei an meinen stößt.
Das kann auch einfach mit am Alter liegen, dass er vielleicht schlechter sieht und Entfernungen nicht mehr so gut abschätzen kann. Mein Oldie stupst mich auch ab und zu aus Versehen an, Tut mir nicht weh und ist auch nicht böse gemeint. Der stößt sich den Kopf auch manchmal woanders an. Ab einem gewissen Alter, darf man Pferden auch mal was „durchgehen“ lassen und muss an „Fehlverhalten“ nicht in jedem Fall „rumerziehen“. Auch das ist eine Form von Respekt gegenüber dem alten (und/oder kranken) Pferd.

soraya schrieb:Ich habe ja gehofft, dass er mir den Umgangston bzw. die Freiheiten, die er bekommt, anrechnet und freiwillig gerne Respekt entgegenbringt.
Da hast du eine falsche Vorstellung vom Respekt des Pferdes. Das, was wir Menschen Respekt nennen, haben Pferde nicht. Das was allgemein als „respektvolles“ Verhalten bezeichnet wird, ist größtenteils einfach nur anerzogenes Verhalten (ebenso wie „respektloses“ Verhalten). Ich möchte dir hierzu den Artikel [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] von Mark Rashid empfehlen, der das Thema sehr gut beleuchtet.

Ich denke, grundsätzlich bist du auf einem guten Weg.  Yes Aber du solltest versuchen, dich davon frei zu machen, dass in einer bestimmten Zeitspanne irgendetwas klappen muss. Es muss überhaupt nichts, aber alles kann! Lächeln

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Beitrag von Echo Mi Apr 01 2015, 06:20

oh mark rashid ist da eine tolle empfehlung. ich liebe die bücher von ihm!
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Beitrag von TrotterGirl Mi Apr 01 2015, 14:16

Echo schrieb:
Ich bin wirklich kein Pferdeprügler...

Also wenn ich sehe, wie sich manchmal Pferde beissen und treten (oder flirten), dann tut ihnen so ein Klaps mit dem Strick oder mit der Hand kaum weh. Bevor mir ein verzogenes Pferd in die Hand beisst (und das tut schweineweh), gibts lieber einen Klaps und ein strenges 'Nein'. Na ja... vor Schreck motze ich dann anstatt 'nein' ein 'bist du blöd?', wenn mir einer der lieben 4beiner vor Gier beinahe in die Hand nagt.

Aber an deiner Stelle... ja, ich kann dich nun zutexten wie ich das handhabe, was ich denke nicht so schlecht ist, aber ich würde mir einen ruhigen und lässigen 'Reitlehrer/in' suchen und 'unter Aufsicht' am Umgang arbeiten. Ich habe mich lange dagegen gesträubt, doch es ist echt ein Wahnsinn wie sehr das unterstützend ist, wenn einer zusieht und einem dann ezzes gibt. Vollkommen egal ob beim Umgang vom Boden aus oder beim Reiten. Zumal... ich tu mir schwer wenn ich es nicht vor Ort sehe ^^'
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Beitrag von Echo Mi Apr 01 2015, 15:55

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]: genau so!
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Beitrag von soraya Sa Apr 11 2015, 15:30

Entschuldigt bitte, dass ich mich nach euren Antworten nicht mehr gemeldet habe. Habe mich sehr drüber gefreut und finde es auch immer spannend zu lesen wie andere mit ihrem Pferd umgehen.

Anscheinend bin ich nicht völlig auf dem Holzweg, was mich echt freut. Ich hab das Glück wirklich ein nettes Pflegepferd zu haben, schon mit Eigenheiten, aber nie aggressiv o.ä.. Wer will schon ein Roboterpferd, das zu allem Ja und Amen sagt....wäre zwar äußerst entspannend, aber lernen würde ich dabei wohl nichts.

Ich muss auf alle Fälle auch noch an mir selbst arbeiten, dass ich souveräner werde. Ich bin zwar äußerlich nie hektisch, aber manchmal merke ich doch wie mein Puls hochgeht.
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Beitrag von Napolde Mo Apr 13 2015, 17:59

Ich schreibe auch etwas verspätet mal meine Meinung dazu Zwinker

Ich konnte mich bei vielem was du geschrieben hast, wieder erkennen. Somit natürlich auch ein Lob für deinen Umgang mit deinem Pflegehotti von mir Zwinker

Wie gesagt, pflege ich einen sehr ähnlichen Umgang mit meinem Pferd (Amo). Wir kamen aber auch vor einiger Zeit an den Punkt, dass Amo begann nach mir zu "hapsen". Zunächst versuchte ich das auf die sanfte Art zu lösen. Babette Teschen ist dir ja mit Sicherheit ein Begriff Zwinker Sie empfiehlt hierbei, immer konsequent den Kopf des Pferdes wegzuschieben. Nun, genauso habe ich es versucht. Ich habe parallel natürlich nach Ursachen für sein Hapsen gesucht. Passt die Ausrüstung (Kappzaum) nicht? Hat er Zahnprobleme (TA)? Habe ich ein Leckerlie bei mir oder nicht? Habe ich ihn gerade in eine für ihn psychisch schwierige Situation gebracht? Es war keine Ursache festzumachen, aber ich habe es weiter versucht. Rund ein Jahr lang. Und es hat sich nichts geändert.

Daraufhin begann ich, ihm bei jedem Hapser einen Klaps an die Brust zu geben. Nicht fest, aber so dass er es merkt. Und weiter, änderte sich an seinem Verhalten gar nichts. Bis zu einem Tag, an dem ich mit Amo Handarbeit machte (wo er besonders gerne schnappt). Er schnappte nach mir, ich gab ihm einen Klaps an die Brust, und er schnappte erneut nach mir. Das war der Punkt, wo mir wie ein Brett an den Kopf geschlagen wurde, das hier etwas gewaltig schief läuft.

Gerade an diesem Tag bekam ich per Post ein Buch von Gawani Pony, in dem es um die Grundbausteine einer funktionierenden Pferd-Mensch-Beziehung ging, das anhand von verschiedenen Übungen trainiert werden kann. Die Übungen waren im Prinzip weichen und kommen (zB im Roundpen per Körpersprache die Hinterhand abwenden lassen, das Pferd zu sich rein kommen lassen, gesondert nach außen & innen abwenden lassen....). Da dachte ich mir: Super, wir sind an der perfekten Beziehung, denn Amo macht all das super. Doch dann fiel mir auf, dass Amo das (zB Hinterhand weichen), nicht macht weil er meinen Anspruch respektiert, sondern weil er weiß dass "Muddi" dann zufrieden ist und er seine Ruhe hat. Es war kein echter Respekt (und ich meine hier vor allem den körperlichen Respekt i.S.v. "ich weiche damit du diesen Platz für dich beanspruchen kannst").

Genau das ist zum Beispiel auch der Grund, warum ich ihm beim Spazieren gehen nicht vertraute. Wenn er sich erschrickt, weiß ich dass er mich über den Haufen rennen würde.
Ein anderes Beispiel: Ich stand quatschend mit meiner SB an der Heuraufe. Meine SB musste an Amo vorbei, es reicht nur ein kurzes Luftholen von ihr, und Amo wich ihr (nicht panisch, sondern absolut selbstverständlich). Wir standen dort zusammen, und Amo hielt so natürlich einen gebührenden Abstand zu ihr, während er mich häufig bedrängt.

Also sprach ich mit meiner SB (die nach NHS arbeitet), und bat sie um Hilfe. Ich sagte, dass ich mit meinem sanften Weg nun in einer Sackgasse gelandet bin, und einen anderen Weg brauche um da wieder herauszufinden. Ich bat sie, mir eine Unterrichtsstunde zu geben, aber sie möge dabei bedenken, dass ich die sanfte Art (positive Verstärkung vs. negative Verstärkung) bevorzuge und möglichst wenig physischen Druck aufbauen möchte.
Sie arbeitete eine Stunde mit mir und Amo.
Es ging nur darum, meinen Raum für mich zu beanspruchen. Kam Amo mir mit seinem Kopf zu nahe, schob ich ihn sanft weg. Schnappte er nach mir, gab es einen Gong (kein Klaps, aber auch kein Schlagen). Ich lernte ihm stets so zu antworten, wie er agierte (auf den Härtegrad bezogen).
Danach ging Amo leckend, erschöpft, aber sichtlich zufrieden mit uns vom Roundpen.

Er hapst immer noch nach mir. Aber ich würde sagen um 80% weniger. Und er kommt trotzdem noch wiehernd auf mich zu sobald er mich sieht.
Vor ein paar Tagen gingen wir im Feld spazieren, ich links von Amo. Genau auf unserer Höhe, flog ca 2 Meter neben Amo ein Falke mit enorm viel Getöse aus dem Feld auf. Ich habe mich tierisch erschrocken! Genauso Amo. Und was macht er? Hupst hinter mir vorbei zwei Meter zur Seite. Er hat trotz der Schrecksituation meinen Raum respektiert.

Nun, das war nun ziemlich viel Text aus meinem Leben Zwinker Aber vielleicht hilft dir das ja schon.

Mach dir ganz klar, was für Grenzen du hast. Und wie du die Einhaltung dieser sichern willst. Rechtfertigt ein Scharren für dich einen Klaps? Nein? Gut, wie willst du sonst damit umgehen? Findest du "an dir Schubbern" unangenehm aber nicht schlimm? Dann korrigiere es mit einem sanften Rückwärtsrichten. Wichtig ist einfach, dass du die Definition deiner Regeln kennst und diese konsequent umsetzt. Man lernt jeden Tag dazu, was seine Grenzen sind. Also ja, gib euch noch Zeit. Aber es hilft auch, sich mal in Ruhe hinzusetzen, und sich ernsthaft mit diesen Gedanken auseinander zu setzen, und seinen Weg strikt festzusetzen.
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Beitrag von Friedaaa Mo Apr 13 2015, 19:38

OT: von Gawani Pony habe ich mich zu einem meiner Tattoos inspirieren lassen ;-) OT Ende
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Beitrag von soraya Mo Apr 13 2015, 21:35

oh Napolde, das war jetzt wirklich schön zu lesen. Freut mich für euch, dass ihr euren Weg gefunden habt!!  Lächeln  Find ich gut, dass du dich von der sanften Tour an das nötige Grenzensetzen herangetastet und nicht gleich unnötig harte Geschütze aufgefahren hast.

Heute hatte ich ein nettes Erlebnis mit meinem Pflegepferd auf dem Platz. Wir clickern da immer frei und machen Pausen zwischendrin. Anfangs ist er mir in den Pausen entweder ganz schön auf die Pelle gerückt oder hat sich irgendwo entfernt selbst beschäftigt. Heute war er mir aber so 2-3m entfernt gegenüber gestanden und hat mich ganz freundlich und offen angeguckt...fand ich irgendwie total nett und ich habs genossen... Nach der Clicker-Session ist er wirklich meeega entspannt mit hängendem Kopf neben mir hergetrottet, was ich auch toll fand. Sonst hat er oft ein ganz schönes Tempo drauf. Ob das jetzt wirklich eine positive Entwicklung ist wird sich zeigen ;-)
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