Verhalten des Menschen wenn Pferd erschrickt?

[Serinka]

Ich hoffe ich bin hier richtig...
Und zwar wollte ich mal was fragen

Ich war neulich mit meiner Stute spazieren, am Halfter. Wir mussten über eine kleine Straße, und als wir schon drüben waren und über eine Wiese marschiert sind, ist auf der Straße ein kleiner Traktor (weis es nicht mehr genau) angedüst gekommen. War ziemlich laut. Stuti wiehert und will loslaufen. Konnte sie grade noch halten, sonst wäre sie mir ausgebüxt. Ich hab versucht sie zu beruhigen, aber sie wollte mich ständig überholen... Musste sie ein paar Mal am Strick um mich herum "longieren", bis sie sich abgeregt hatte und ganz locker weiter neben mir hergedackelt ist.
Früher war es viel schlimmer bei ihr, mittlerweile passiert das nurnoch ca. einmal im Jahr. Es gibt Tage, wo sie herumspringt wie eine Verrückte, und Tage, an denen sie lammfromm an sämtlichen lauten Maschinen vorbeigeht...
Naja, ich wollte mich einfachmal erkundigen, ob ich richtig gehandelt habe Oder was ihr macht, wenn sich das Pferd mal erschreckt.

Danke euch

[Dievonda]

Das ist Mein Thema!

Also mein Pferd ist Meister des Erschreckens und wie ich reagiere, hängt von der Situation ab.

Ich finde, bei der Traktor-Sache hast Du richtig reagiert. Immer ruhig bleiben.

- Wegen alltäglichen Dingen erschrickt sich meiner oft, die er jeden Tag sieht oder wegen Monstern, die garnicht da sind (da legt er schonmal einen Spin hin, egal ist welcher Gangart...dabei hat er mich leider auch schon "verloren", er hat wirklich verdammt flinke Füße) --> in so einer Situation schimpfe ich auch schonmal mit ihm, da das sehr gefährlich enden kann. Beharrlich bleiben. Mut und Sicherheit zeigen.

- Dann gibt es aber auch Situationen, in denen er wirklich Panik bekommt, bei unbekannten Geräuschen, vor Leuten, die einfach nur um die Ecke laufen, Panik vorm Festbinden, aber auch schon einfach bei einem Huster oder Nieser von mir oder anderen Personen z.B. in der Reithalle. --> trösten und tätscheln tu ich ihn in so einer Situation eigentlich nie, weil er dadurch noch mehr Angst bekommt, bzw. sich in seiner Angst bestätigt fühlt. Also eigentlich kann man sagen, immer ruhig bleiben und am Besten sogar die Situation übergehen/ nicht beachten/ hampeln lassen und versuchen gelassen zu bleiben und bei dem weitermachen, wo Du gerade warst.

[Catana]

Samu ist gerne mal selektiv-schreckhaft. Er braucht seine Abläufe und wenn die nicht da sind, dann erschrickt er häufiger.
Ich ignorier es eigentlich immer soweit es geht. Nur wenn er mich dabei in Gefahr bringt (mich abdrängt, mir auf den Fuß stiefelt o.ä.) dann wird gemaßregelt, aber auch nicht mit großen Reaktionen sondern ein kurzes scharfes "Nein" und einmal in die Brust boxen und gut ist.

[gipsyking]

Ich erschrecke so:

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...

[Dievonda]

Ist das süß!

Das erinnert mich an eine Situation abends in der Reithalle.

Nur ein anderer Reiter und ich waren noch drin und es war keine Musik an, also ganz still.
Auf einmal furzt das andere Pferd und meiner hat sich etwa so erschrocken wie die Panda Mama im Video!! Wir mussten sooo lachen, das war der Knaller.

[pusteblume62]

Meiner war extrem schreckhaft. Ich habe dadurch gelernt, ruhig und soverän zu bleiben und ihm dadurch Sicherheit zu geben.
Es wurde etwas besser, als er im Training mehr gefordert wurde.
Da wurde er etwas ausgeglichener.
Es gibt einfach Kandidaten, die sensibler auf äußere Reize reagieren. Schließlich sind es Fluchttiere.
Schimpfen ist keine Pferdegerechte Antwort auf so ein Verhalten.
Du schreibst, das so etwas nur noch 1xim Jahr passiert.
Dann muss man das ganze nicht problematisieren.
Du hast sie um Dich herumlaufen lassen. Das war m.E. richtig.
Und schreibst, Du hast versucht sie zu beruhigen. Wie denn? Viele Reiter quasseln in solchen Situationen aufs Pferd ein oder tätscheln an ihnen herum. Das ist kontraproduktiv.
Am effektivsten ist die eigene Körpersprache. Möglichst entspannt
und ruhig. So hat das Pferd -vorausgesetzt es erkennt Dich als Führungspersönlichkeit an und das sollte vorher geklärt sein- die Möglichkeit, sich an Dich zu orientieren. Sprich, wenn die Leitperson ruhig bleibt, dann wirds wohl nicht schlimm sein und ich kann auch wieder runterfahren.
Viele Grüße,Pusteblume

[mohirah]

Ich mach das auch so, dass ich das Pferd entweder im Kreis um mich herum laufen lasse und mich einfach nur mitdrehe oder wenn das Pferd nur ein bisschen nervös ist ganz ruhig weiterlaufe.

Das ist ja auch genau das, was die Leitstute in einer Herde macht. Die schimpft nicht mit den Angsthasen und sie beruhigt auch nicht. Sondern durch ihre Körpersprache und ihr Verhalten signalisiert sie, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.

Manchmal ist es aber auch so, dass die Pferde etwas sehen, was sie beunruhigt und dann ständig dahin schauen. Wenn ignorieren da nicht hilft, schaue ich mir das "Ding" dann eine Weile genauso intensiv an und wende mich dann betont gelangweilt ab. Damit gebe ich zu verstehen, ja, ich hab das auch gesehen, es ist aber absolut nicht gefährlich und wir können jetzt weitermachen. Hilft in den meisten Fällen.

[Serinka]

@Pusteblume
Wenn ich sie beruhigen will, versuche ich selber ruhig zu bleiben Früher war sie auch extrem schreckhaft - ich wusste immer schon wann sie sich erschrecken würde, wenn ein Auto, eine Baustelle etc. nahte. Dann habe ich immer ganz tief durchgeatmet und versucht mich ganz locker zu machen - und siehe da? Pony stiefelt brav weiter. Dass Tätscheln und Reden nicht hilft, weis ich schon aus früheren Erfahrungen aus denen ich gelernt habe

[Sternchen]

Ja, souverän bleiben. Und was ich letztens gelesen habe, sobald das Pferd ein, Monster ansieht und Angst bekommt - auch hinsehen, etwas anspannen, danach entspannen und ausatmen, nicht mehr hinsehen und so vermitteln: ich hab das Monster gesehen, ist aber ungefährlich.

Inwiefern das in einer momentanen Schrecksekunde funktioniert, habe ich noch nicht probieren können.

[Pferdeliebe11]

Meiner Erfahrung nach kann ein "Erschrecken" auch eine Dominanzgeschichte sein.

Mein Kamerad war sehr lange Hengst und ist (nach wie vor) sehr selbstbewusst. Ergo, auf keinen Fall "glaubte" er seinem Menschen, wenn er doch eine Gefahr erkannte!!

Beruhigen / Tätscheln kann bei einem Pferd auch als Belohnung für das Angstverhalten verstanden werden.

Also ersteinmal sehr viel Bodenarbeit und Führtraining. In der Herde hat das rangniedrigere Pferd nicht das ranghöhere zu überholen!

Das Pferd hat am durchhängenden Strick mit seiner Nase niemals die Schulterlinie seines Menschen zu überholen. Komme was da wolle! (gerne kann es sich bei Furcht hinter dem ranghöheren einwenig "verstecken" etc.)

Ist das endlich verstanden und akzeptiert, dann gibt es kein "Longieren" am Führstrick, wenn das Pferd sich fürchtet, denn es weiß, wo sein Platz ist und das der Mensch / das ranghöhere Geschöpf alles "im Griff" hat (zudem es vor ihm geht und als erster gefressen wird! ).
Wird um den Menschen "herumgeschossen" etc. dann folgt die "Strafe" auf dem Fuße. Nicht wegen dem Angstverhalten sondern dem "Überholen". Pferde verstehen das sehr gut!

Beruhigung durch sicheres Auftreten, denn wenn das Leittier (wieher!) keine Gefahr sieht, dann akzepiert das im Allgemeinen auch das "Fußvolk".

Jeden kleinen "Verstoß" (im "normalen" Leben) sofort ahnden! Mir wird ehrlich gesagt immer regelrecht "schlecht", wenn Pferde z.B. schon beim Trockenführen (etc.) ihren Menschen überholen, ihn umrennen oder selbst die Entscheidung über Richtungswechsel übernehmen.

Wenn das Pferd mit seinem Menschen spazieren geht... Püh... Dann wird es auch in brenzligen Situationen noch übler...

[mohirah]

In der Herde hat das rangniedrigere Pferd nicht das ranghöhere zu überholen!

Wer sagt denn so was? Wenn unsere Pferde von der Weide zur Wasserstelle laufen oder umgekehrt, ist die Leitstute durchaus auch mal die Letzte und trottet hinterher. Die stört sich überhaupt nicht daran, wenn sie überholt wird. Ich kenne von anderen Pferdebesitzern dieselbe Beobachtung.

Die Leitstute verlangt nicht, dass ihr alle hinterherdackeln. Die anderen machen das freiwillig, weil sie ihr vertrauen.

Man kann ein Pferd nicht dazu zwingen, dem Menschen zu vertrauen und ihm zu folgen. Das muss vom Pferd kommen. Man kann sich als Mensch nur vertrauenswürdig erweisen. Dann bekommt man das Vertrauen irgendwann geschenkt.

[Gast]

Ich muss gestehen, dass ich es mit sehr schreckhaften Pferden nicht so habe.
Das liegt vielleicht daran, dass Willi einfach nicht so schreckhaft ist. Trotzdem kommt es natürlich vor, dass er sich erschreckt, was allerdings dann mit einem Zucken, zurrückweichen oder kleinen Wegspringen getan ist.
Komischerweise erschrecke ich mich ... wenn er sich erschreckt. Ich weiß auch nicht. Zwar kann ich dann ruhig bleiben aber meine automatische Reaktion auf sein Erschrecken ist mein Erschrecken was immer mit einem Zucken einhergeht.
Es ist so eine Kette die für mich sehr schwer ist zu durchbrechen, eben weil sich Willi im Normalfall nicht so häufig erschreckt.

[fribi]

Ja, das ist schon ein Problem. Normalerweise versuche ich, das Erschrecken meines Pferdes einfach zu ignorieren. Aber es kommt halt auch vor, dass ich durch sein Erschrecken zunächst auch zusammen fahre. So schnell als möglich versuche ich jedoch, in "normale" Fahrwasser zu gelangen. Das gelingt mir am besten, wenn ich Nick irgendwelche ihm bekannten Kommandos gebe (die er gut kennt wie z.B. ein energisches Vorwärtsgehen).

Ich versuche schon, Nick zu zeigen, dass ich das, was er als gefährlich gesehen hat, als ebenfalls "gesehen" zu kennzeichnen. Das beginnt schon, wenn wir unterwegs sind und er meint, die Gegend nach Pferdefressern im Auge behalten zu müssen. Das geht nicht, denn wir haben eine Arbeitsteilung: Nick achtet darauf, wohin er tritt und ich schaue mich nach Gefährlichem um. Deshalb "ahnde" ich dieses "Umherglotzen" durch Geradeausstellen. Das funktioniert recht gut, unser Vertrauensverhältnis wächst immer weiter.

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